Arzneimittel und Therapie

Bei Epilepsie keine Dosis auslassen

Fehlende Adhärenz kann zu plötzlichen Todesfällen führen

Plötzliche unerwartete Todesfälle sind bei Patienten mit Epilepsie gefürchtet. Anhand von Registerdaten wurden die Todesumstände genauer untersucht. Zumindest ein möglicher Risikofaktor lässt sich leicht adressieren: Antiepileptika sollten korrekt eingenommen werden.

Epilepsieerkrankungen gehen grundsätzlich mit einer erhöhten Mortalität einher. Eine besondere Bedeutung nimmt hierbei der plötzliche unerwartete Tod bei Epilepsie (Sudden Unexpected Death in Epilepsy, SUDEP) ein. Er stellt bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Epilepsie die häufigste krankheitsbedingte Todesursache dar. Auch wenn diese unerwarteten Todesfälle zumeist bei jüngeren Erwachsenen im Alter von 20 bis 45 Jahren und einem vorherigen Auftreten von generalisierten tonisch-klonischen Krämpfen (Grand mal) auftreten, so kann prinzipiell jeder Epilepsiepatient einem SUDEP erliegen. Ein Forschungskonsortium hat nun eine umfassende Erfassung klinischer und postmortaler Befunde vorgelegt: Alle zwischen Oktober 2011 und Juni 2018 im nordamerikanischem SUDEP-Register (NASR) erfassten Fälle wurden dabei jeweils von zwei Epileptologen bewertet. Von 530 Fällen wurden 237 als sicher oder wahrscheinlich als SUDEP eingestuft. Das mittlere Alter der Patienten betrug 26 Jahre, bei einer Spanne von einem bis 70 Jahren. Den dokumentierten SUDEP-Fällen lag das volle Spektrum der Epilepsieformen zugrunde – von gutartigen Epilepsien mit zentrotemporalen Spikes (3,1%) bis hin zu schwerwiegenden epileptischen Enzephalopathien (27,1%). Beim Eintreten des Todes waren die meisten Patienten alleine (93%), in 70% der Fälle schliefen die Betroffenen. Eine Anamnese von weniger als zehn generalisierten tonisch-klonischen Krämpfen wurde bei 33% der Patienten dokumentiert, nur 4% hatten niemals ein Grand mal erlitten. Auffallend war, dass nur 37% der Verstorbenen die letzte Dosis ihres Antiepileptikums entsprechend der Verschreibung ein­genommen hatten. Die Autoren bestätigen somit bisherige Erkenntnisse, dass ein junges Alter, Noncompliance und häufige generalisierte Anfälle mit einem erhöhten Risiko einhergehen. Dennoch konnte eine beträchtliche Anzahl von SUDEP-Fällen keiner dieser Risikogruppen zugerechnet werden. Somit bleibt die Aufklärung aller Patienten unabhängig von deren Epilepsieform auch zukünftig eine dringliche Notwendigkeit. |

Literatur

Verducci C et al. SUDEP in the North American SUDEP Registry: The full spectrum of epilepsies. Neurology 2019;93(3):e227-e236

Apotheker Dr. Peter Meiser

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