Prisma

Gute gegen böse Staphylokokken

Hautbakterien synthetisieren sehr spezifische Antibiotika

cae | Die natürliche Bakterienflora der Haut schützt gegen pathogene Keime. Die Entdeckung von zwei bislang unbekannten Antibiotika lenkt die Aufmerksamkeit auf das bisher noch kaum genutzte therapeutische Potenzial der Hautflora.
Foto: Olga Ternawskaja – Fotolia.com
Der berüchtigte S. aureus fördert Entzündungen wie das atopische Ekzem. Auf der gesunden Haut halten ihn kommensale Bakterien in Schach, indem sie speziell gegen ihn wirksame Antibiotika produzieren.

Der Schutz der Haut vor pathogenen Keimen beruht auf zwei Säulen: Immunzellen in der Lederhaut synthetisieren antimikrobielle Peptide (AMP) wie Cathelicidine und Defensine, und kommensale oder symbiontische Bakterien auf der Epidermis synthetisieren weitere AMP. Zu den nützlichen Hautbakterien, die nur bei immun­supprimierten Patienten gefährlich werden können, zählen Staphylococcus epidermidis und S. hominis. Einige ihrer AMP besitzen als charakteristisches Merkmal die schwefelhaltige Aminosäure Lanthionin und werden deshalb als Lantibiotika bezeichnet. Vertreter dieser AMP-Klasse sind z. B. Epidermin und Mersacidin, die schon vor 20 Jahren mit Erfolg präklinisch getestet wurden, aber nicht zu Arzneimitteln entwickelt wurden.

Derweil macht die Grundlagenforschung kleine Fortschritte: Amerikanische Bakteriologen verglichen die Hautabstriche von 30 gesunden Personen und 49 Patienten mit atopischen Ekzemen (Neurodermitis). Dabei entdeckten sie, dass die Atopiker außergewöhnlich viele Staphylococcus aureus und nur wenige kommensale Staphylo­kokken aufwiesen. Weitere Tests ergaben, dass der Staphylokokken-AMP-Mix – darunter zwei neu entdeckte Substanzen – spezifisch gegen S. aureus wirkte und anderen Hautbakterien nicht schadete. Schließlich führten Ärzte einen klinischen Test mit fünf Atopikern durch: Sie trugen auf ihre Ekzeme eine Lotion auf, die reich an S. epidermidis und S. hominis war; diese Bakterien waren zuvor von den Patienten entnommen worden und im Labor vermehrt worden. Darauf ging die Besiedlung mit S. aureus dramatisch zurück.

Eine größere Studie untersucht nun den Langzeiteffekt dieser Therapie. |

Quelle

Nakatsuji T, et al. Antimicrobials from human skin commensal bacteria protect against Staphylococcus aureus and are deficient in atopic dermatitis. Sci Transl Med 2017;9:378

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