Arzneimittel und Therapie

Blutungsgefahr erhöht

Vorsicht bei der gleichzeitigen Gabe von NSAIDs und Antikoagulanzien

Patienten, die nach einem Herzinfarkt neben ihrer antithrombotischen Therapie einen nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID) einnahmen, wiesen selbst nach kurzer Behandlungsdauer ein erhöhtes Blutungsrisiko sowie vermehrt kardiovaskuläre Komplikationen auf. Dieses Ergebnis einer dänischen Registerstudie stützt die Empfehlung aktueller Leitlinien, bei kardialen Patienten keine NSAIDs einzusetzen.

Herzinfarkt-Patienten erhalten häufig eine Sekundärprophylaxe mit Acetylsalicylsäure, Clopidogrel und/oder oralen Antikoagulanzien, um das Risiko thromboembolischer Ereignisse und die Mortalität zu senken. Zudem nehmen diese Patienten in nicht unerheblichem Ausmaß zusätzlich NSAIDs ein, was die Gefahr von Blutungen und kardialen Ereignissen weiter erhöht. Wie dieses Risiko einzuschätzen ist, wurde in einer dänischen Studie untersucht. In dieser Registerstudie wurden für den Zeitraum zwischen 2002 bis 2011 die Daten von über 60.000 Herzinfarkt-Patienten (nach dem ersten Myokardinfarkt) analysiert. Festgehalten wurden die Einnahme von ASS, Clopidogrel und oralen Antikoagulanzien (als Monosubstanz und in Kombination) sowie die gleichzeitige Gabe von NSAIDs. Unter Berücksichtigung dieser Medikation wurden folgende Studienendpunkte bestimmt: das Blutungsrisiko mit der Notwendigkeit einer Hospitalisierung als primärer Studienendpunkt und das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse als sekundärer Studienendpunkt (zusammengesetzter Endpunkt aus Tod aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses, nicht tödlicher Myokardinfarkt, ischämischer Schlaganfall, transiente ischämische Attacken oder arterielle Embolie).

Foto: Susumu Nishinaga/SPL/Agentur Focus

Verdoppeltes Blutungsrisiko

34% der 61.971 Patienten im medianen Alter von 67,7 Jahren hatten zusätzlich NSAIDs eingenommen. Während der medianen Nachbeobachtungszeit von 3,5 Jahren waren 29,2% der Patienten verstorben, 8,5% hatten eine Blutung und 30% ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten.

Die Blutungsrate (Ereignisse auf 100 Personenjahre bezogen) betrug bei der gleichzeitigen Einnahme von NSAIDs und Antikoagulanzien 4,2%, unter einer alleinigen antithrombotischen Therapie 2,2%. Die Rate kardiovaskulärer Ereignisse lag bei der gleichzeitigen Einnahme von NSAIDs und Antikoagulanzien bei 11,2%, unter einer alleinigen antithrombotischen Therapie bei 8,3%. Die Hazard ratio (HR) für das Auftreten von Blutungen unter der gleichzeitigen Einnahme von NSAIDs und Antithrombotika lag bei 2,02 – das Risiko war also verdoppelt. Für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse lag die HR bei 1,40 – eine Zunahme um 40%. Diese erhöhten Risiken waren unabhängig von der Art der antithrombotischen Therapie und der NSAID-Wirkstoffgruppe. Das Blutungsrisiko war überraschenderweise am höchsten in den ersten Therapie-Tagen. So traten die meisten Blutungskomplikationen innerhalb der ersten drei Tage unter der gleichzeitigen Gabe eines Antithrombotikums und eines NSAIDs auf, in diesem Zeitraum war das Risiko um mehr als das Dreifache erhöht (HR 3,37). |

Quelle

Schjerning Olsen AM et al. Association of NSAID use with risk of bleeding and cardiovascular events in patients receiving antithrombotic therapy after myocardial infarction. JAMA 2015;313(8):805-814

Campbell C et al. Potential hazards of adding nonsteroidal anti-inflammatory drugs th antithrombotic therapy after myocardial infarction. JAMA 2015;313(8):801-802

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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