Arzneimittel und Therapie

„Drug holidays“ für Bisphosphonate?

Knochendichte kann für die Entscheidung herangezogen werden

Die Bisphosphonat-Therapie hat sich als feste Säule in der antiresorptiven Therapie der Osteoporose etabliert. Zahlreiche Daten liegen inzwischen darüber vor, wann mit einer Bisphosphonat-Behandlung begonnen werden sollte (siehe auch den POP-Fall ab Seite 44 in dieser Ausgabe der DAZ). Im Unklaren ist man sich aber nach wie vor über die geeignete Dauer der Therapie. Eine Studie von Bauer et al. liefert neue Daten zur Entscheidungsfindung [1].

Bisphosphonate sind seit vielen Jahren in der Behandlung der Osteoporose etabliert und in Wirkung und Nebenwirkung gut erforscht. Berichte über mögliche Kiefernekrosen in der Tumortherapie, atypische Femurfrakturen unter Langzeittherapie [2] und unklare Meldungen über Ösophaguskarzinome [3] führen aber dazu, dass die Therapiedauer hinterfragt werden muss. Der weitergehende Nutzen einer antiresorptiven Therapie über fünf Jahre hinaus ist nach Einschätzung der amerikanischen NFO-Leitlinie und der FDA fraglich [4, 5], eine Therapiepause (drug holidays) wird empfohlen. Eine neue Auswertung aus dem Placebo-Arm der FLEX-Studie von Bauer et al. gibt neue Erkenntnisse zum Verlauf der Osteoporose nach Absetzen des Bisphosphonats und hilft bei der Identifikation von für drug holidays geeigneten Patienten [1].

Nach einer fünfjährigen Behandlung mit Bisphosphonaten wurde die Therapie hier unterbrochen und der Wirkstoff abgesetzt. In den folgenden weiteren fünf Jahren erlitten 22% der untersuchten Studienteilnehmer Frakturen. Besonders gefährdet waren ältere Patienten und Betroffene, die zum Zeitpunkt des Therapieabbruchs eine niedrige Knochendichte aufwiesen, sie hatten abhängig vom Messpunkt ein bis zu zweifach erhöhtes Frakturrisiko im Vergleich zu Patienten mit höherer Knochendichte. Änderungen in der Knochendichte oder bei den Knochenumbaumarkern NTx und BAP nach einem Jahr korrelierten hingegen überraschenderweise nicht mit dem Frakturrisiko.

Die Studie gibt somit Hinweise, dass zur Entscheidungsfindung über eine Bisphosphonat-Therapiepause neben dem Patientenalter auch die Knochendichte nach fünf Therapiejahren herangezogen werden sollte, andere Untersuchungen hingegen ungeeignet zur Beurteilung sind. Ist die Knochendichte hoch und der Patient relativ jung, so scheint eine Therapiepause plausibel, andernfalls gibt es aufgrund des hohen Frakturrisikos mögliche Gründe, die Therapie fortzuführen. Aus der Studie ergeben sich allerdings noch keine konkreten Handlungsempfehlungen für die Pharmakotherapie. 

Quelle

[1] Bauer CD, Schwartz A, Palermo L et al. Fracture Prediction After Discontinuation of 4 to 5 Years of Alendronate Therapy The FLEX Study. JAMA Intern Med. doi:10.1001/jamainternmed.2014.1232 Published online 5. Mai 2014.

[2] Shane E, Burr D, Abrahamsen B et al. Atypical subtrochanteric and diaphyseal femoral fractures: second report of a task force of the american society for bone and mineral research. J Bone Miner Res. 2014; 29(1): 1-23.

[3] Andrici J, Tio M, Eslick GD. Meta-analysis: oral bisphosphonates and the risk of oesophageal cancer. Aliment Pharmacol Ther. 2012; 36(8): 708-716.

[4] Whitaker M, Guo J, Kehoe T, Benson G. Bisphosphonates for osteoporosis – where do we go from here? N Engl J Med. 2012; 366(22): 2048-2051.

[5] National Osteoporosis Foundation. Clinician’s Guide to Prevention and Treatment of Osteoporosis. Washington, DC: National Osteoporosis Foundation; 2013.

Apotheker Olaf Rose, PharmD.

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