Arzneimittel und Therapie

Wann ein Infarkt droht

Neue Leitlinie zur Abschätzung kardiovaskulärer Risiken

Das American College of Cardiology und American Heart Association haben eine neue Leitlinie zur Einschätzung von kardiovaskulären Risiken herausgegeben. Sie beschäftigt sich mit zwei Kernfragen: Gibt es bessere Parameter zur Risikoeinschätzung und wie sinnvoll ist eine Langzeitprognose für Patienten mit niedrigem bis mittlerem akutem Risiko. Zudem wurde eine neue Gleichung zur Berechnung des 10-Jahresrisikos für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignissen erstellt. Erstmals schließt diese auch das Schlaganfallrisiko mit ein.

Die Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit dem Einfluss neuer Parameter auf das Risiko für ein erstes schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis. Mit dem Ergebnis, dass eine Familienanamnese, die Messung des C-reaktiven Proteins, hochsensitive Assays, wie der Knöchel-Arm-Index (Quotient aus am Unterschenkel und am Oberarm gemessenen systolischen Blutdruck, Maß für das Ausmaß einer Durchblutungsstörung) und die Messung des koronaren Kalk-Scores (ein Parameter für das Ausmaß der Kalzifizierung der Koronar-Arterien) vielversprechende Ergänzungen zu traditionellen Parametern sind. So wird die Korrektur der Risikoeinstufung nach oben empfohlen, wenn bei Verwandten ersten Grades bereits im jüngeren Alter (unter 55 Jahren bei Männern, unter 65 Jahren bei Frauen) kardiovaskuläre Ereignisse aufgetreten sind. Auch ein CRP-Wert von über 2 mg/l, ein koronarer Kalk-Score von mehr als 75% und ein Knöchel-Arm-Index von unter 0,9 erhöhen das kardiovaskuläre Risiko. Keine Empfehlung wurde für eine Berücksichtigung des Apolipoprotein-B-Wertes, chronischer Nierenerkrankungen, der Albuminurie oder der kardio-respirativen Fitness ausgesprochen. Auch Messungen der Intima-Media-Dicke in der Karotis brachten in Studien keine Vorteile.

Lebenszeitrisiko schätzen

Grundsätzlich gilt das 10-Jahresrisiko als Basis der Risikoeinschätzung. Da sich kardiovaskuläre Erkrankungen aber meist über Jahrzehnte entwickeln, könnten Langzeitprognosen sinnvoll sein. Um das zu bewerten, analysierten die Experten Studien zu Kurz- und Langzeitprognosen. Sie empfehlen bei 20- bis 79-Jährigen ohne kardiovaskuläre Erkrankungen, die traditionellen Risikofaktoren (wie Rauchen oder Diabetes) alle vier bis sechs Jahre zu überprüfen und daraus das 10-Jahresrisiko zu berechnen. Liegt dieses unter 7,5%, sollte das 30-Jahres- oder Lebenszeitrisiko berechnet und der Patient über vermeidbare Risiken aufgeklärt werden.

Basierend auf mehreren Kohortenstudien wurde eine neue Gleichung zur Berechnung des 10-Jahresrisikos aufgestellt. Sie beruht auf Variablen, die – Ethnien und Geschlecht sowie Alter, Blutdruck, Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes berücksichtigen und sich aus Tabellen ablesen lassen. Mithilfe einer Gleichung kann die prozentuale Wahrscheinlichkeit eines schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses berechnet werden. 

Apothekerin Sarah Katzemich

 

Goff Jr DC, et al.: 2013 ACC/AHA Guideline on the Assessment of Cardiovascular Risk, Journal of the American College of Cardiology (2013), doi: 10.1016/j.jacc.2013.11.005.

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