Arzneimittel und Therapie

Risikofrei rauchfrei

Kardiovaskuläre Sicherheitsbedenken in Bezug auf Vareniclin und Bupropion entschärft

Für die Raucherentwöhnung stehen verschiedene Pharmakotherapien zur Verfügung. Ihre kardiovaskuläre Sicherheit ist jedoch umstritten. Das führt dazu, dass viele Ärzte bei der Verordnung von Medikamenten zur Unterstützung der Nicotin-Entwöhnung zurückhaltend sind. Eine groß angelegte internationale Studie hat nun mehrere Tausend Raucher hinsichtlich ihres kardiovaskulären Risikos unter Vareniclin oder Bupropion im Vergleich zu Nicotin-Pflastern untersucht.

Vareniclin (Champix®) und Bupropion-Hydrochlorid (Zyban®; als Antidepressivum auch unter dem Namen Elontril® zugelassen) sind Vertreter verschiedener Wirkstoffklassen und üben ihren unterstützenden Effekt bei der Raucherentwöhnung auf unterschiedliche Weise aus. Während Vareniclin als partieller Agonist an nicotinergen Acetylcholin-Rezeptoren wirkt und damit die Wirkung des Nicotins vermindert, ist Bupropion ein sympathomimetisches Amphetamin-Analogon, das die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin im synaptischen Spalt inhibiert. Beide Arzneimittel mildern das Rauchverlangen.

Foto: UsedomCards.de – stock.adobe.com
Das Rauchen aufzugeben, ist die wichtigste Maßnahme, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Medikamentöse Therapien können Rauchern dabei helfen – ohne negative Auswirkungen auf das kardiovaskuläre Risiko.

Behörden forderten mehr Daten

Nach vermehrten Berichten über ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko sowohl von Vareniclin als auch von Bupropion haben die amerikanische (FDA) und die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) nach Zulassung dieser Medikamente von den Herstellern eine weitere Untersuchung gefordert. Dazu wurde das Protokoll einer bereits laufenden 24-wöchigen klinischen Studie zur Evaluierung neuropsychiatrischer Nebenwirkungen dieser beiden Wirkstoffe (EAGLES-Studie, Evaluating Adverse Events in a Global Smoking Cessation Study) um eine 28-wöchige behandlungsfreie Beobachtungsphase erweitert (EAGLES-Erweiterungsstudie), um kardiovaskuläre Ereignisse zu erfassen.

In der doppelblinden, randomisierten Placebo- und aktiv kontrollierten Studie, an der 140 Studienzentren beteiligt waren, wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Vareniclin und Bupropion untereinander und mit den inzwischen als sicher geltenden NicotinPflastern verglichen. Studienteilnehmer erhielten während der EAGLES-Studie für 12 Wochen zweimal täglich in einem sogenannten Triple-Dummy-Design entweder 1 mg Vareniclin oder 150 mg Bupropion oder eine Nicotin-Ersatztherapie (Patch 21 mg/Tag) oder nur Placebo. Von den ursprünglich 8058 Patienten der EAGLES-Studie erklärten sich 4595 Studienteilnehmer bereit, an der Erweiterungsstudie teilzunehmen. Kardiovaskuläre Ereignisse, die während der medikamentösen Behandlung oder in der studienmedikationsfreien Nachbeobachtungszeit auftraten, gingen in die Auswertung der Studie ein.

Keine Hinweise auf erhöhtes kardiovaskuläres Risiko

Die Inzidenz für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse war während der gesamten Studiendauer (52 Wochen) in allen vier Behandlungsgruppen niedrig, und es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen beobachtet. Weder hinsichtlich der Zeit bis zum Auftreten schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse noch in Bezug auf Blutdruck und Herzfrequenz wurde bei einem der drei Medikamente ein Unterschied zu Placebo beobachtet. Der Verdacht auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse durch die Arzneimittel zur Unterstützung der Raucherentwöhnung konnte in dieser Studie also nicht bestätigt werden. Diese Daten stehen im Einklang mit kürzlich veröffentlichten Ergebnissen mehrerer Metaanalysen und kleinerer klinischer Studien, die auch an Rauchern mit kardiovaskulären Erkrankungen durchgeführt wurden. |

Quelle

Benowitz NL et al. Cardiovascular Safety of Varenicline, Bupropion, and Nicotine Patch in Smokers: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med 2018; doi: 10.1001/jamainternmed.2018.0397

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt

Das könnte Sie auch interessieren

Vareniclin erhöht nicht das Risiko für neuropsychiatrische Störungen

Wie wirkt sich eine Raucherentwöhnung auf die Psyche aus?

Einsatz zur Raucherentwöhnung scheint kardiovaskuläre und neuropsychiatrische Risiken zu erhöhen

In die Klinik nach Vareniclin

Cochrane-Review zeigt Chancen und Grenzen der medikamentösen Raucherentwöhnung

Rauchstopp mit Antidepressiva?

Vareniclin und Nicotin womöglich bald bei schwerer Tabakabhängigkeit erstattungsfähig

Raucherentwöhnung auf Kassenrezept

Problemgruppe der stark trinkenden Raucher könnte von der Kombination profitieren

Entzug mit Vareniclin plus Nicotin-Pflaster

Bestimmen die Gene die optimale Therapie?

Kampf gegen die Nicotin-Sucht

Ein Rauchstopp ist machbar – mit professioneller Unterstützung

Mission (im)possible

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.