Prisma

Bakterien bauen Spritzen

Um erfolgreich infektiös sein zu können, müssen Bakterien die Zellen ihres Wirts manipulieren. Dazu bedienen sich verschiedene Keime eines Transportweges der besonderen Art. Über membranständige Kanäle, die wie Injektionsnadeln funktionieren, werden Virulenzfaktoren direkt in die Zielzellen gespritzt.

Antibiotika mit zielgerichtetem raschem Wirkungseintritt ohne die Ausbildung von Resistenzen – diese Vorstellung muss nicht mehr lange Zukunftsmusik sein. Ein deutsches Wissenschaftlerteam hat herausgefunden, wie manche Bakterien ihre krankmachenden Eigenschaften (Virulenzfaktoren) auf die Wirtszelle übertragen. Demnach verwenden Erreger von Bakterienruhr, Lebensmittelvergiftung, Typhus oder Pest ein besonderes Transportsystem, das unter dem Elektronenmikroskop wie eine Spritze aussieht. Der Spritzenkörper ist in der Zellmembran der Keime verankert – die Nadel weist dagegen nach außen.

Über ein Modell gelang es den Forschern, den Aufbau dieses Injektionssystems nachzuvollziehen. Das Bakterium synthetisiert Proteine und baut daraus eine Art Hohlnadel, indem es die Eiweißmoleküle durch die Kanüle schleust und aufeinander setzt, so dass die Nadel wächst. Während dieses Prozesses kommt es zu strukturellen Veränderungen der Proteine, die von den Wissenschaftlern analysiert werden konnten. Die fertige Spritze dient dann zum Transport von Virulenzfaktoren in die Wirtszelle. Mit den Erkenntnissen eröffnet sich die Möglichkeit zur Entwicklung von Antiinfektiva, die bereits den Aufbau der Bakterien-Spritze verhindern. war

Quelle: Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. vom 13.6.2010

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