Arzneimittel und Therapie

Kein zusätzlicher Nutzen durch Helicobacter-Eradikation

Es existieren zahlreiche Strategien zur Behandlung dyspeptischer Symptome, die zu den häufigsten Beschwerden in der Allgemeinarztpraxis gehören. In den Richtlinien des National Institute for Clinical Excellence (NICE) von 2004 werden sowohl der Nachweis von Helicobacter pylori mit anschließender Eradikation bei positivem Befund (Test-and-Treat) als auch die Gabe von Protonenpumpenhemmern (PPI) als geeignete Maßnahmen zur Behandlung der Dyspepsie bei Erwachsenen empfohlen.
Dyspeptische Oberbauchbeschwerden Es wird diskutiert, ob die Testung auf Helicobacter pylori und Eradikation bei positivem Befund eine geeignete Erstmaßnahme bei neu aufgetretenen dyspeptischen Oberbauchbeschwerden sein kann. Bezüglich Kosten und Zufriedenheit der Patienten scheint kein Unterschied zu bestehen, die initial höheren Kosten in der Test-and-Treat-Gruppe können durch geringere Folgekosten wieder wett gemacht werden, da im folgenden Jahr weniger medizinische Maßnahmen notwendig waren.
Foto: DAZ Archiv

In einer aktuellen Studie wurde erstmals die Kosteneffizienz dieser beiden Therapieoptionen in der hausärztlichen Praxis verglichen. Dabei erwiesen sich beide Behandlungsstrategien sowohl in puncto Kosteneffizient als auch hinsichtlich der klinischen Ergebnisse als gleichwertig.

Die MRC-Cube-Studie

In der multizentrischen randomisierten kontrollierten MRC-Cube-Studie (Cube = 13 C urea breath test and eradication) wurden 699 Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahren untersucht, die Allgemeinarztpraxen aufgrund epigastrischer Schmerzen und/oder Sodbrennen aufsuchten, bei denen jedoch kein Anzeichen für eine maligne Erkrankung erkennbar war. 356 Patienten wurden der PPI-Gruppe und 343 der Test-and-Treat-Gruppe zugeordnet. In der Test-and-Treat-Gruppe wurde zunächst ein 13 C -Harnstoff-Atemtest zum Nachweis einer Helicobacter-pylori-Infektion durchgeführt. Bei positivem Befund wurde den Patienten eine Eradikationstherapie angeboten. Hierbei erhielten sie zunächst eine Woche lang täglich 20 mg Omeprazol, 500 mg Clarithromycin und 800 mg Metronidazol. Die Omeprazol-Behandlung wurde anschließend drei weitere Wochen fortgesetzt. Patienten der Test-and-Treat-Gruppe bei denen kein Helicobacter nachgewiesen wurde sowie die 356 Patienten der Protonenpumpenhemmer-Gruppe erhielten vier Wochen lang 20 mg Omeprazol täglich. Nach der Erstversorgung blieb die Wahl der weiteren Behandlung den jeweiligen Hausärzten überlassen. Allerdings durfte innerhalb des zwölfmonatigen Follow-up-Zeitraums außer bei endoskopisch nachgewiesenem peptischem Magengeschwür keine erneute Helicobacter-pylori-Eradikation vorgenommen werden. Primärer Studienendpunkt war ein Vergleich der Kosteneffizienz beider Therapieoptionen nach zwölf Monaten. Als sekundäre Zielparameter wurden die Veränderungen der dyspeptischen Symptome sowie die Patientenzufriedenheit anhand eines validierten Fragebogens erfasst.

Kosten und Nutzen vergleichbar

Bei 100 Probanden der Test-and-Treat-Gruppe wurde eine Infektion mit Helicobacter pylori nachgewiesen. 99 von ihnen erhielten die antibiotische Eradikationstherapie, die bei 57 von 73 Probanden, die sich nach zwölf Wochen erneut einem Kontroll-Atemtest unterzogen erfolgreich verlief. Nach einem Jahr wurden zwischen den beiden Behandlungsgruppen keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Kosten, der Lebensqualität oder der dyspeptischen Symptome festgestellt. In der Test-and-Treat-Gruppe litten zu Studienende 213 von 260 Patienten (82%) weiterhin an dyspeptischen Beschwerden, in der PPI-Gruppe war dies bei 228 von 275 Patienten (83%) der Fall. Der anfängliche finanzielle Mehraufwand in der Test-and-Treat-Gruppe wurde durch eine Reduktion der Folgekosten wieder ausgeglichen, da in dieser Gruppe weniger medizinische Maßnahmen, wie beispielsweise Ultraschalluntersuchungen notwendig waren. Hinsichtlich der Patientenzufriedenheit ergab sich ebenfalls kein Unterschied zwischen beiden Patientenkollektiven. Auch innerhalb der Test-and-Treat-Gruppe waren die Resultate für Subpopulationen mit positivem und negativem Helicobacter pylori-Test vergleichbar.

Helicobacter-Prävalenz ausschlaggebend

Die vorliegende Studie bestätigt die von der NICE empfohlenen Erstmaßnahmen zur Behandlung von Dyspepsie. Allerdings ist anzumerken, dass einige Studien dafür sprechen, dass die Helicobacter pylori Eradikation auf die Dauer Magengeschwüre verhindert und zudem das Magenkrebsrisiko senkt. Laut den Autoren der Studie sind die diesbezüglichen Daten bis dato jedoch nicht überzeugend, sodass sich daraus nicht per se eine Empfehlung der Eradikationstherapie ableiten lässt. Ausschlaggebend für die ärztliche Entscheidung werden demzufolge die Verfügbarkeit diagnostischer Methoden sowie die lokale Helicobacter-Prävalenz sein. So wird die auch in der europäischen Dyspepsie-Leitlinie Maastricht III vorgesehene Test-and-Treat-Strategie von Experten aufgrund der relativ geringen Helicobacter-Prävalenz und der hervorragenden endoskopische Möglichkeiten für Deutschland nicht als Methode der ersten Wahl angesehen. 

 

Quelle
Delaney B.C.; et al.: Helicobacter pylori test and treat versus proton pump inhibitor in initial management of dyspepsia in primary care: multicentre randomised control trial (MRC-Cube trial). BMJ, 2008; 336: 651-654. 

 

Apotheker Dr. Andreas Ziegler

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