Apokix-Umfrage

Heil- und Hilfsmittel für Apotheken nicht rentabel

Köln - 22.11.2010, 14:06 Uhr


Würden Apothekerinnen und Apotheker konsequent betriebswirtschaftlich entscheiden, müssten sie das Geschäft mit Heil- und Hilfsmitteln vielfach ablehnen. Zu diesem Schluss gelangt das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) auf

Hoher Qualitätsstandard bedarf leistungsgerechter Vergütung

Der Heil- und Hilfsmittelmarkt wird seitens der Krankenkassen immer stärker reglementiert. Für Apotheken bedeutet dies administrativen Mehraufwand durch die Teilnahme an Ausschreibungen, Vertragsgestaltungen oder Bürokratiehemmnisse im Rahmen der Leistungserbringung. Hinzu kommt, dass Kassen voraussichtlich ab Januar 2011 bei Verträgen und Ausschreibungen eine Eignungsprüfung verlangen können. Ein hoher Qualitätsstandard der Leistungserbringer sei grundsätzlich zu begrüßen, so das IFH in einer Presseinfo, sowohl aus Sicht der Verbraucher als auch im Sinne einer Profilierung der Apotheke insgesamt. Grundlage müsse jedoch eine leistungsgerechte Vergütung sein, die die Apotheke in die Lage versetze, langfristig rentabel zu wirtschaften. Derzeit scheint dies in den meisten Apotheken nicht der Fall zu sein: Aus Sicht von 61% der  Apokix-Teilnehmer ist das Geschäft mit Heil- und Hilfsmitteln in der eigenen Apotheke unter dem Strich nicht lukrativ. Lediglich 13% sehen hier ein lukratives Geschäft, 26% sind unentschieden.

Profilierung über Heil- und Hilfsmittel

Insgesamt ist der Markt für Heil- und Hilfsmittel ausgesprochen attraktiv. Allein Hilfsmittel erreichen ein Marktvolumen von rund 8,5 Mrd. Euro. Tendenz steigend. Die Apotheke partizipiert mit einem Anteil von rund 20% an diesem Markt, so das IFH. Apothekerinnen und Apotheker haben die Chance, die sich in der Beratung und dem Vertrieb von Heil- und Hilfsmitteln bietet, mittlerweile erkannt, meldet das IFH weiter. In der November-Umfrage des Apokix gaben 77% der Befragten an, dass die Beratung und Abgabe von Heil- und Hilfsmitteln eine wichtige Apothekenleistung darstellt, die nicht an andere abgegeben werden darf. „Heil- und Hilfsmittel dürfen schon aus strategischen Gründen nicht an andere Vertriebskanäle abgegeben werden“, so Sabrina Heckmann, Bereichsleiterin am IFH. „Sie runden das Sortiment ab und stärken die Position der Apotheke als Fachgeschäft für Gesundheit. Umso wichtiger ist es, dass Apotheken ihr Profil schärfen und sich über ihre originären Stärken – Fachkompetenz und persönliche Beratung – von Wettbewerbern abgrenzen.“

Zukunftserwartungen pessimistisch

Insgesamt blicken Apothekerinnen und Apotheker pessimistisch in die Zukunft. Die über den Apokix gemessenen Zukunftsaussichten verschlechterten sich massiv. Waren es im September noch 62%, die für die nächsten sechs Monate eine ungünstigere Geschäftsentwicklung erwarten, sind es im November bereits 79%. Lediglich 4% gehen von einer zukünftig günstigeren Geschäftssituation aus, 17% erwarten gleichbleibende Verhältnisse. Diese dramatische Entwicklung ist überwiegend auf die durch das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) hervorgerufenen Unsicherheiten zurückzuführen, so meldet das IFH.  Die Branche erwartet massive Einschnitte, die sich auch auf die Versorgungssituation mit Arzneimitteln insgesamt auswirken könnten. Derzeit bewerten 21% die aktuelle Geschäftslage als „gut“ und 62% als „befriedigend“. 17% sehen sich bereits aktuell mit einer „schlechten“ Geschäftssituation konfrontiert.


Apokix / Peter Ditzel