DAZ aktuell

Zum Umgang mit Pikrinsäure

(ral). In den vergangenen Wochen gingen zunehmend Meldungen über eingetrocknete Pikrinsäurefunde in Schulen und Apotheken durch die Medien, die aufgrund ihrer Explosionsgefahr zu Räumaktionen und Einsätzen von Sprengstoff-Kommandos geführt haben. Das Risiko, das von eingetrockneter Pikrinsäure ausgeht, sollte nicht unterschätzt werden – allerdings ist Panikmache ebenfalls fehl am Platz.

Es begann kurz vor den Sommerferien mit mehreren kristallisierten Pikrinsäurefunden in Schulen in Nordrhein-Westfalen – und zieht seitdem immer größere Kreise, in die auch zunehmend Apotheken involviert sind. So wird mittlerweile berichtet, dass alleine in Mönchengladbach 40 Apotheker der Polizei kristallisierte Pikrinsäure gemeldet haben. In zahlreichen weiteren Städten gingen laut Medienberichten ebenfalls besorgte Anrufe aus Apotheken bei der Polizei ein.

Pikrinsäure gleichmäßig feucht halten

Die Verunsicherung, die durch die Medienberichte hervorgerufen wurde, ist groß. Um ihr entgegenzutreten, haben die Apothekerkammern mittlerweile reagiert und Rundschreiben herausgegeben, in denen sie Handlungsanweisungen für den Umgang mit Pikrinsäure geben. Darin heißt es, dass ein Wassergehalt von dauerhaft mehr als 33% sicherzustellen ist. Um dies zu gewährleisten, wird empfohlen, bei Bezug des Reagenzes das Datum und die Gesamtmasse des Gefäßes auf dem Behältnis festzuhalten. Alle sechs Monate ist die Masse der Substanz zu überprüfen, bei Bedarf Wasser zu ergänzen und durch Umdrehen des Behältnisses gleichmäßig zu verteilen.

Da Pikrinsäure im Labor nur noch selten benötigt wird, laut Laborvorschrift aber vorrätig gehalten werden muss, ist davon auszugehen, dass in vielen Apotheken seit Jahren unbenutzte Pikrinsäure vorhanden ist. Falls die beschriebenen Sicherheitsmaßnahmen während der Lagerung nicht eingehalten wurden, besteht die Gefahr, dass die Substanz eingetrocknet ist und somit explodieren kann. Falls die Pikrinsäure – vorschriftswidrig – in einem Gefäß aus Metall oder mit einem Metallverschluss verpackt wurde, dürfen keine Manipulationen an dem Behältnis vorgenommen werden. In diesem Fall wird empfohlen, die Pikrinsäure in Abstimmung mit den zuständigen Überwachungsbehörden abtransportieren und entsorgen zu lassen.

Kristallisierte Pikrinsäure in Behältnissen aus Glas oder Kunststoff soll zunächst vorsichtig kopfüber in den Abzug gestellt werden und mit einer Pipette Wasser in den Gewindebereich getröpfelt werden, um sicherzustellen, dass eventuelle Pikrinsäurereste im Gewinde feucht sind. Das Gefäß soll mindestens über Nacht stehengelassen werden, damit das Wasser das Gewinde durchfeuchten kann. Anschließend kann es geöffnet, das Gewinde und der Verschluss sorgfältig gereinigt und die Masse der Pikrinsäure durch Differenzwägung ermittelt und Wasser entsprechend 33% der Masse ergänzt werden.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.