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Zöller will Versand eindämmen

BERLIN (ks). Dem stellvertretenden Bundestags-Fraktionsvorsitzenden der Union, Wolfgang Zöller, missfallen die Entwicklungen im Arzneimittelversandhandel. Der "Berliner Zeitung" (Ausgabe vom 2. Juni) erklärte er, er werde vorschlagen, "den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln einzuschränken oder ganz zu verbieten". Dem CSU-Gesundheitspolitiker liegt viel daran, dass Arzneimittel auch weiterhin nur in Apotheken erhältlich sind: "Ich will meine Medikamente nicht zwischen Dosenwurst und Motoröl kaufen".

Bislang hatten sich Bundespolitiker in der Öffentlichkeit meist ablehnend bis skeptisch zu dem ABDA-Anliegen geäußert, den Versandhandel auf rezeptfreie Arzneimittel zu beschränken. Aus den Ländern kamen dagegen häufiger positive Signale. Insbesondere stieß der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) eine Bundesratsinitiative mit eben diesem Ziel an – allerdings schien diese in den vergangenen Monaten an Schlagkraft zu verlieren, da sich offenbar der Koalitionspartner der CDU in Nordrhein-Westfalen, die FDP, nicht von dem Vorhaben überzeugen ließ. Seitens der ABDA betonte man jedoch immer wieder, in Gesprächen mit verschiedenen Politikern Gehör und Unterstützung zu finden. Auch bei Zöller – dem die mittelständische und inhabergeführte Apotheke stets am Herzen lag – fand man offenbar ein offenes Ohr. Mit ihm macht sich erstmals ein Bundespolitiker öffentlich für die Einschränkung des Arzneimittelversandhandels stark. Anlass hierzu gab nicht zuletzt das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das im März die Kooperation der Europa Apotheek Venlo mit den dm-Drogeriemärkten absegnete. Während das Bundesgesundheitsministerium das Urteil als "klarstellend" begrüßte und aus ihm keinen Handlungsbedarf für eine Einschränkung des Arzneimittelversandhandels ableiten konnte, bereitet Zöller die Leipziger Entscheidung Bauchschmerzen: "Die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung hat der Staat nicht ohne Grund den Apothekern übertragen", gibt er in der "Berliner Zeitung" zu bedenken. Doch die jetzige Rechtslage sorge für eine Ungleichbehandlung und drohe die für die niedergelassenen Apotheken verbindliche Apothekenbetriebsordnung aufzuweichen, so der CSU-Politiker. Denn die Anforderungen, die an Apotheker für den Vertrieb von Arzneimitteln gestellt werden, entfielen bei den Betreibern der Pick-up-Stellen.

Wie aus seinem Umfeld zu vernehmen ist, will Zöller nun in der CDU/CSU-Fraktion und in der Großen Koalition für seine Position werben. Dazu werden die in den kommenden Wochen anstehenden Gespräche in Arbeitsgruppen und Parteigremien Gelegenheit geben. Ob seine Überzeugungsarbeit erfolgreich sein wird, muss sich noch weisen. Vor allem bei seinen SPD-Kollegen wird er vermutlich zu knabbern haben.

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