Interpharm 2008

Gebärmutter- und Eierstocktumoren

Karzinome der Eierstöcke und des Endometriums machen zusammen etwa 10% der malignen Erkrankungen der Frau aus. Korpuskarzinome treten vor allem bei älteren Frauen auf, Ovarialtumore vornehmlich ab dem 40. Lebensjahr. Beide Tumorentitäten müssen leitliniengerecht therapiert werden; die Grundzüge hierfür erläuterte Prof. Dr. Clemens Unger, Freiburg.

Das Endometriumkarzinom geht von der Schleimhaut des Uterus aus und wächst in die dort liegenden Muskeln ein. In der Folge ist eine Infiltration in das kleine Becken oder in Zervix und Vagina möglich. Erste Hinweise sind uterine Blutungen in der Postmenopause. Als exogene Risikofaktoren gelten eine Hormonsubstitution sowie die Einnahme von Tamoxifen. Die Diagnostik umfasst die transvaginale Sonographie und bei Verdacht auf eine maligne Entartung eine fraktionierte Abrasion. Der histopathologische Befund berücksichtigt die Charakterisierung des Tumortyps, das Grading, Gefäßinvasionen, die Invasionstiefe des Tumors, den Lymphknotenbefall, die Resektions-Klassifikation sowie Gefäß- und Lymphgefäßeinbrüche. Der operative Eingriff verfolgt kurative und diagnostische Ziele, da die bildgebenden Verfahren zur Stadieneinteilung (Stadium I bis IV) nicht aussagekräftig genug sind. In frühen Stadien der Erkrankung kann eine adjuvante Chemotherapie oder eine adjuvante Strahlentherapie durchgeführt werden. Im weiter fortgeschrittenen Stadium scheint die Chemotherapie der Strahlentherapie überlegen zu sein. Beim metastasierten Endometriumkarzinom wird bei rezeptorpositiven Karzinomen eine endokrine Therapie mit Medroxyprogesteronacetat (MPA) eingeleitet, bei hormonnegativen Tumoren kann eine Chemotherapie erwogen werden, die allerdings nur marginale Auswirkungen auf das Gesamtüberleben zeigt.

Operation bestimmt die Prognose beim Ovarialkarzinom

Rund 10% aller Ovarialkarzinome sind genetisch bedingt und werden auf bestimmte Keimbahnmutationen zurückgeführt. Bei Trägerinnen dieser Mutationen (etwa an BRCA1 und 2 oder MLH1 und 2) ist das Risiko, an einem Tumor des Eierstocks zu erkranken, um den Faktor 50 erhöht. Das diagnostische Procedere ähnelt dem Vorgehen beim Endometriumkarzinom, das wichtigste Hilfsmittel ist die transvaginale Sonographie. Die Einteilung des Tumors erfolgt nach den TNM- ( T= Tumorgröße, N = Lymphknotenbefall; M = Metastasierung) oder FIGO-Kriterien (spezielle Klassifikation bei Ovarialkarzinomen).

Der entscheidende und die Prognose bestimmende Schritt ist die Primäroperation, bei welcher der Tumor vollständig entfernt werden muss. Wird beim ersten Eingriff nicht der ganze Tumor entfernt und sind Folgeoperationen notwendig, so verschlechtert dies erheblich die Prognose. Nach dem operativen Eingriff folgt bis auf wenige Ausnahmen eine chemotherapeutische Nachbehandlung, da das Ovarialkarzinom sehr gut auf eine zytotoxische Therapie anspricht. Der momentane Standard ist eine sechszyklische Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel. Beim rezidivierenden Ovarialkarzinom werden Monotherapien mit Topotecan, Paclitaxel, Gemcitabin oder liposomalem Anthrazyklin eingesetzt.

Maßgeschneiderte Therapien, die das Risikoprofil der Patientin und die molekulare Signatur des Tumors berücksichtigen, sind bislang weder für das Ovarialkarzinom noch für den Eierstockkrebs verfügbar. Clemens zufolge ist es indes durchaus möglich, dass in absehbarer Zeit auch für diese Tumorentitäten zielgerichtete Wirkstoffe zur Verfügung stehen, die dann, eventuell in Kombination mit den klassischen Zytostatika, zu besseren Therapieerfolgen führen.


pj

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