Arzneimittel und Therapie

Adjuvante Chemotherapie verbessert Prognose

Magenkrebspatienten, deren Karzinom operativ entfernt wurde, profitieren von einer adjuvanten Chemotherapie, was verlängerte krankheitsfreie Zeiten und eine erhöhte Gesamtüberlebenszeit zeigen. Diese Ergebnisse wurden in einer aktuell publizierten Metaanalyse ermittelt.
Geschätzte Überlebenskurven unter einer alleinigen chirurgischen Therapie und einer kombinierten chirurgisch/chemotherapeutischen Behandlung

Die Magenkrebsprävalenz bei Frauen ist in Deutschland seit 1990 aufgrund der deutlich gesunkenen Inzidenz rückläufig, dies gilt besonders für jüngere Frauen. Dagegen ist es bei Männern in dieser Zeit aufgrund der demografischen Veränderung in der Bevölkerung zu einem leichten Anstieg der Prävalenz gekommen. Histologisch handelt es sich bei den bösartigen Tumoren des Magens überwiegend um Adenokarzinome. Die primäre Therapie beim Magenkarzinom besteht in der teilweisen oder kompletten operativen Entfernung des Magens. Im lokal fortgeschrittenen Stadium erfolgt standardmäßig eine neoadjuvante Chemotherapie.

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beim Magenkarzinom liegt derzeit bei etwa 20%, was die schlechte Prognose dieser Erkrankung widerspiegelt. Eine frühzeitige operative Entfernung des Tumors ist derzeit die einzige Möglichkeit, eine Heilung herbeizuführen, aber auch dann erleiden 50 bis 90% der Erkrankten einen Rückfall. Um die Heilungsraten zu erhöhen, wird nach dem chirurgischen Eingriff eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt. Trotz zahlreicher Studien zu diesem Vorgehen, war der tatsächliche Nutzen dieser kombinierten Behandlung bislang nicht bekannt und die Therapieempfehlungen sind heterogen. Daher nahm eine Arbeitsgruppe (Gastric Group = Global Advanced/Adjuvant Stomach Tumor Research International Collaboration) mithilfe einer Metaanalyse eine aktuelle Einschätzung der bekannten Daten vor.

Neue S3-Leitlinie zum Magenkarzinom

Von der deutschen Krebsgesellschaft, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der deutschen Krebshilfe wird derzeit eine neue Leitlinie "S3 Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Adenokarzinoms des Magens und des ösophagogastralen Übergangs” erstellt. Sie weist den höchsten Evidenzgrad auf (Leitlinie mit allen Elementen systematischer Entwicklung; d. h. Evidenz-Recherchen plus formale Konsensusfindung plus Beteiligung der Patientenvertretungen) und soll in wenigen Monaten publiziert werden.

Zur Auswertung kamen 17 randomisierte klinische Studien, in denen die alleinige Resektion des Tumors mit einer Tumorentfernung plus einer 5-Fluorouracil-basierten Chemotherapie (Monotherapie und kombinierte Therapien) im Hinblick auf das Gesamtüberleben und das krankheitsfreie Überleben miteinander verglichen wurden. Für die Metaanalyse konnten die Daten von knapp 4000 Patienten mit einem durchschnittlichen Follow-up von sieben Jahren ausgewertet werden.

Von 1924 Patienten, die eine chirurgische und zytotoxische Therapie erhalten hatten, waren 1000 verstorben, unter den 1857 Patienten, die nur chirurgisch behandelt wurden, traten 1067 Todesfälle auf. Durch die adjuvante Chemotherapie konnten Gesamtüberleben und krankheitsfreies Überleben statistisch signifikant erhöht werden (HR 0,82; 95% Konfidenzintervall 0,76 bis 0,90; p < 0,001 bzw. HR 0,82; 95% Konfidenzintervall 0,75 bis 0,90; p < 0,001). Durch die adjuvante Chemotherapie stieg die Fünf-Jahres-Überlebensrate von 49,6% auf 55,3% an.

Quelle The Gastric Group: Benefit of adjuvant chemotherapy for resectable gastric cancer. J. Am. Med. Assoc. 303, 1729 –1737 (2010).

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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