"Das Altern kann im hohen Maße selbst gestaltet werden"

Berlin (ks). Im Vorfeld des Internationalen Frauentages hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt am 6. März den Forschungsbericht "Gesundheitliche Prävention bei Frauen in der zweiten Lebenshälfte" vorgestellt. Der Bericht belegt geschlechtsspezifische Unterschiede in den körperlichen, psychischen und sozialen Aspekten des Alterns. Frauen haben zum Teil andere Erkrankungen, Symptome und Krankheitsverläufe als Männer. Zudem zeigt die Studie Strategien auf, wie Frauen ab 55 Jahren gezielt bei der Erhaltung ihrer Gesundheit unterstützt werden können.

Schmidt will Prävention für Frauen ab 55 Jahren stärken

Erstellt wurde der Forschungsbericht vom Institut für Gerontologie an der Universität Heidelberg im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums. Studienautor Prof. Dr. Andreas Kruse erläuterte, dass ältere Frauen zwar weitaus öfter als Männer unter körperlichen und psychischen Problemen litten – jedoch wiesen sie eine "hohe alltagspraktische Kompetenz" auf und hätten nicht zuletzt auch deshalb eine höhere Lebenserwartung. So müssen etwa 17 Prozent der über 70-Jährigen mit sechs oder mehr Krankheiten fertig werden, bei den Männern sind in dieser Altergruppe nur 9 Prozent multimorbid. Zudem klagen fast 63 Prozent der über 70-jährigen Frauen über Schmerzen, während nur gut die Hälfte der Männer vom Schmerz geplagt ist. Auch Arzneimittel vertragen Frauen weniger gut als Männer. Dies liegt zum Teil daran, dass Frauen die Medikamente anders verstoffwechseln, aber dennoch in der Regel keine andere Dosierung erhalten als Männer. Viele Arzneimittel sind zudem nicht an Frauen erprobt worden.

Trotz dieser widrigen Ausgangsposition ist die "Widerstandsfähigkeit hochbetagter Frauen bemerkenswert", betonte Kruse. Aber auch wenn Frauen ihrem Körper und ihrer Gesundheit grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit schenken als Männer, hält der Gerontologe die Präventionspotenziale längst nicht für ausgeschöpft. Nicht nur in der Verhaltens-, sondern auch in der Verhältnisprävention muss seines Erachtens noch viel getan werden. Insbesondere müssten sozial schwächere Frauen erreicht werden – denn materielle und Bildungs-Armut sind nach wie vor wesentliche Risikofaktoren für die Gesundheit. Altern, so Kruse, sei jedoch ein Prozess, der durch Gesundheitsförderung und Prävention in höchstem Maße gestaltet werden kann. Ulla Schmidt hat für Kruses Forderung ein offenes Ohr: "Wer die Prävention als vierte Säule im Gesundheitswesen etablieren will, muss die Prävention in den Lebenswelten ausbauen", betonte die Ministerin. Ihr seit Jahren geplantes Präventionsgesetz ist indessen noch immer ein Zankapfel in der Großen Koalition.

Der Forschungsbericht ist in zwei Bänden erschienen. Während der erste Band wissenschaftlich gestaltet ist und sich an Fachleute richtet, ist der zweite speziell für die angesprochenen Frauen aufgemacht. Unter www.bmg.bund.de können beide Berichte bestellt oder heruntergeladen werden (Pfad: Publikationen, Forschungsberichte)..

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