Landgericht Heidelberg

Deal im Prozess um gefälschte Rezepte

Berlin - 18.06.2020, 17:30 Uhr

Aufgeflogen: Eine Rezeptfälscherbande, die die Bodybuildigszene bedient hat, muss sich vor Gericht verantworten. (c / Foto: kovop58 / stock.adobe.com)

Aufgeflogen: Eine Rezeptfälscherbande, die die Bodybuildigszene bedient hat, muss sich vor Gericht verantworten. (c / Foto: kovop58 / stock.adobe.com)


Mit gefälschten Rezepten sollen vier Männer und eine Frau teure Arzneimittel ergaunert haben, die sie dann als Dopingmittel in der Bodybuilder-Szene verkauft haben. Am Landgericht Heidelberg begann am heutigen Donnerstag der Prozess gegen vier Angeklagte. Der Prozess könnte nun schnell gehen. Die Beteiligten haben sich bereits über einen Strafrahmen geeinigt.

Im Prozess um eine Bande, die Rezepte gefälscht und teure Medikamente ergaunert haben soll, haben sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Angeklagte auf einen Strafrahmen verständigt. Das teilte Richter Dominikus Konheiser am Donnerstag am Heidelberger Landgericht mit. Die vier Beschuldigten und ihre Verteidiger haben im Gegenzug Geständnisse angekündigt. Zuvor war der Prozess für ein sogenanntes Verständigungsgespräch unterbrochen worden. 

Die drei Männer erwartet demnach jeweils eine Haftstrafe zwischen dreieinhalb und sechseinhalb Jahren. Die angeklagte Frau muss laut dem Gericht mit einer Strafe von einem Jahr und neun Monaten bis zwei Jahren und sechs Monaten rechnen. Ein solcher Deal ist in der Strafprozessordnung geregelt. So sollen lange Verfahren verkürzt, Prozesse effizienter gestaltet und Täter zügig bestraft werden. Im Gegenzug können die Strafen etwas milder ausfallen.

Die Angeklagten im Alter von 28 bis 41 Jahren sollen sich mit den Rezepten hauptsächlich ein Wachstums- und Hormonpräparat erschlichen haben. Das Medikament kostet pro Packung demnach mehr als 4.700 Euro. Im Anschluss sollen sie das Mittel mit viel Gewinn vor allem an Abnehmer aus der Bodybuilder-Szene verkauft haben. Den Angeklagten werden Verstöße gegen das Anti-Doping-Gesetz sowie Urkundenfälschung und Betrug vorgeworfen.

Die Anklage legt der Bande in unterschiedliche Besetzung insgesamt 39 Taten zur Last, begangen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Dabei ist laut Staatsanwalt Christoph Gehrmann ein Schaden von knapp 200.000 Euro entstanden.

Ursprünglich sollte die Schwurgerichtskammer gegen fünf Angeklagte verhandeln. Das Verfahren gegen einen 32-Jährigen wurde jedoch zu Beginn des Prozesses abgetrennt, da er wegen anderer Taten in einem tschechischen Gefängnis sitzt. Für den Prozess sind bislang vier weitere Verhandlungstage bis Mitte Juli vorgesehen.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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