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AOK-Expertise: Mit Vorsorge Gesundheitskosten reduzieren

STUTTGART (ks). Die Lebenserwartung steigt beständig Ų und mit ihr der Anteil der älteren Bevölkerung. Doch dies führt nicht zwangsläufig zu einem Zusammenbruch des Gesundheitswesens. Denn Alter muss nicht immer mit Krankheit verbunden sein, auch wenn in den letzten zwei Lebensjahren eines Menschen die höchsten Gesundheitskosten anfallen. Wichtig sei, zu erkennen, dass viele chronische Krankheiten, die das Gesundheitssystem finanziell erheblich belasten, durch gezielte Vorbeugung zeitlich hinausgezögert oder gar verhindert werden könnten. Zu diesem Schluss kommt eine von der AOK Baden-Württemberg in Auftrag gegebene interdisziplinäre Analyse, die am 27. Februar vorgestellt wurde.

Unter der Leitung des Heidelberger Gerontologen Andreas Kruse befassten sich fünf Wissenschaftler mit der Frage: "Kostenentwicklung im Gesundheitswesen: Verursachen ältere Menschen höhere Gesundheitskosten?".

Sie kamen vor allem zu der Erkenntnis, dass sich durch eine verbesserte Vorbeugung die Ausgabensteigerung im Gesundheitssystem deutlich beeinflussen lässt. Dagegen werden alleinige Fortschritte der heilenden Medizin den Ausgabenanstieg voraussichtlich nicht bremsen können.

Nach Kruses Darstellung eignet sich die demografische Entwicklung weder zur Verharmlosung noch zur Dramatisierung der Anforderungen an das Gesundheitssystem. "Dass die Zahl alter und sehr alter Menschen in unserer Gesellschaft wächst, heißt noch lange nicht, dass auch die Zahl der chronisch Kranken, hilfe- und pflegebedürftiger Menschen in gleichem Umfang steigt", so Kruse. Er verwies darauf, dass heutige 70-Jährige im Durchschnitt sogar um fünf Jahre gesünder sind als 70-Jährige vor 30 Jahren.

Höchste Ausgaben kurz vor dem Tod

Tatsächlich fallen heutzutage bei älteren Menschen deutlich höhere Gesundheitskosten pro Kopf an als bei jüngeren Altersgruppen. So liegen die jährlichen Behandlungskosten für Menschen über 80 Jahre fast sechsmal höher als jene für Kinder bis 14 Jahre, etwa 50 Prozent höher als jene für 65- bis 69-Jährige und etwa 25 Prozent höher als jene für 70- bis 74-Jährige, so das Gutachten.

Unabhängig vom Alter der Betreffenden entstehen aber die meisten Gesundheitsausgaben in den beiden letzten Lebensjahren (so genannte "Sterbekosten"). Diese Gesundheitsausgaben für Sterbende liegen über den Ausgaben für gleichaltrige Überlebende. Mit wachsendem Lebensalter sinken die "Sterbekosten" wieder.

Prävention tut Not

Die im hohen Alter notwendigen Gesundheitsausgaben, die die gesetzliche Krankenversicherung alljährlich aufbringen muss, gehen der Expertise zufolge zum Großteil auf chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus zurück. Rauchen, zu viel Alkohol, falsche Ernährung, zu viel Stress und zu wenig Bewegung begünstigen diese in hohem Maße.

Nach Auffassung der Gutachter wäre mit mehr Präventionsangeboten viel geholfen. Während derzeit nahezu 60 Prozent der GKV-Ausgaben in die Krankheitsbehandlung und weitere 27,5 Prozent in Krankheitsfolgeleistungen fließen, belaufen sich die Ausgaben für Prävention knapp über acht Prozent. Die Möglichkeiten der Prävention sind Kruse zufolge noch lange nicht ausgeschöpft. Bislang konzentrierten sich Präventionsprogramme vor allem auf Kinder und Jugendliche, Schwangere und mittlere Altersgruppen. Ältere Menschen waren bislang nur in Ausnahmefällen Zielgruppe von Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung. Dabei sei nie zu spät, mit der Vorbeugung zu beginnen, so Kruse.

Sing: Prävention stärken

Roland Sing, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, erklärte, angesichts der Analyse sei ein verstärktes Umdenken in der Prävention dringend erforderlich. Er kündigte mehr Präventionsangebote speziell für ältere Versicherte an. "Unser aller Ziel muss es sein, gesund zu altern", sagte Sing. Nicht nur der Kosten, sondern auch der Lebensqualität wegen: "Noch besser als die geheilte Krankheit ist immer die verhinderte Krankheit."

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