Hochdruckliga übt Kritik an IQWiG-Vorbericht

Berlin (ks). Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) hat ihre Kritik am Vorbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zu antihypertensiven Wirkstoffen erneuert: Die Auswahl der herangezogenen Studien sei anhand "willkürlicher und international nicht üblicher Kriterien" erfolgt, erklärte der DHL-Vorsitzende Prof. Dr. Hermann Haller am 15. März in Berlin. Ziel sei es offenbar nur gewesen, die Behandlungskosten für Hochdruckpatienten zu senken. Aus Sicht der DHL ist daher eine umfassende Nachbesserung des Berichts notwendig.

Streit um medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks

Am 21. Februar hat das IQWiG seinen Vorbericht veröffentlicht. Darin kommt es zu dem Schluss, dass Diuretika (Thiazide und Chlorthalidon) die blutdrucksenkenden Wirkstoffe mit dem am besten belegten Nutzen sind (siehe DAZ Nr. 10, 2007, S. 24). Interessierten Personen und Institutionen wurde nach der Veröffentlichung vier Wochen lang die Möglichkeit eingeräumt, schriftliche Stellungnahmen zu den Methoden und Ergebnissen des IQWiG-Vorberichtes abzugeben. Diese Frist läuft diese Woche aus.

Haller betonte, dass es der DHL nicht darum gehe, das IQWiG zu verdammen oder Diuretika schlecht zu machen. Er beklagte vielmehr, dass das Institut einen hohen wissenschaftlichen Anspruch erhebe, sich bei seiner Analyse aber grobe Fehler erlaube. Schon die Auswahl von lediglich 16 Studien weckt bei der DHL Zweifel: Das britische Institut NICE hatte für eine ebensolche Bewertung 20 Studien herangezogen. Für Haller ist nicht verständlich, warum die Standards innerhalb Europas derart abweichen. Er gab zudem zu bedenken, dass von den 16 Studien eine teilweise und eine gänzlich an afroamerikanischen Populationen sowie zwei weitere an Japanern durchgeführt wurden. "Nicht sinnvoll" sei es weiterhin, dass in einigen Studien Medikamente eingesetzt wurden, die in dieser Form in Deutschland gar nicht erhältlich sind.

Erhöhtes Diabetesrisiko und Non-Compliance

Prof. Dr. Rainer Düsing, Vize-Vorsitzender der DHL, verwies darauf, dass insbesondere Diuretika und Betablocker bekanntermaßen das Diabetes-Risiko von Bluthochdruck-Patienten erhöhten. Das IQWiG sehe dies auch, behandle die Fälle neu auftretenden Diabetes unter Diuretika aber als "harmlose Laborabweichung" und ziehe daraus keine weiteren Rückschlüsse. Der Dekan der Berliner Charité und DHL-Vorstand, Prof. Dr. Martin Paul, betonte, dass der Erfolg der auf viele Jahre angelegten Bluthochdrucktherapie entscheidend von der Bereitschaft der Patienten abhänge, ihre Medikamente auch einzunehmen. Studien zeigten, dass unter den gängigen Antihypertensiva bei Diuretika die Therapietreue am wenigsten ausgeprägt sei.

Die DHL appellierte daher an den Gemeinsamen Bundesausschuss, der letztlich über die Annahme der IQWiG-Empfehlung entscheidet, die Bewertung in ihrer jetzigen Form nicht zu einer verbindlichen Behandlungsanweisung für Ärzte zu machen. Der Bericht sei vielmehr gründlich zu überarbeiten. Insbesondere müsse die Datenbasis verbreitert, die Therapietreue der Patienten berücksichtigt und das Erreichen von Zieldruckwerten in die Analyse einbezogen werden..

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