Arzneimittel und Therapie

Erkältungswelle im Anmarsch

Vier Erkältungsepisoden macht ein Erwachsener im Schnitt pro Jahr durch. Bei Kindern gilt eine Frequenz von sechs- bis achtmal pro Jahr als normal. Vor allem Kleinkinder zeigen nach dem Verlust des "Nestschutzes" meist im zweiten Lebenshalbjahr eine hohe Infekthäufigkeit. Mit vielen Erregern setzt sich das noch unreife Immunsystem in dieser Zeit nämlich zum ersten Mal auseinander. Die Erregerexposition ist zudem oft durch enge Kontakte mit anderen Kindern hoch, und aufgrund der altersbedingten Enge der Atemwege führt bereits eine geringe Sekretvermehrung meist zu ausgeprägten Symptomen.

 

Wie man vorbeugen kann

Zu 90% werden Erkältungskrankheiten von Viren verursacht. Eine antibiotische Therapie ist daher im Allgemeinen nicht erforderlich. Besonders leicht können sich Erkältungsviren an Schleimhäute anheften, die vorgeschädigt sind - zum Beispiel infolge trockener Heizungsluft, Staub oder Zigarettenrauch. Um eine Schleimhautaustrocknung zu vermeiden, sollte die Luftfeuchtigkeit in Räumen immer über 40% liegen. Zigarettenrauch und Feinstaubexposition können das Flimmerepithel schädigen. Auf jeden Fall sollte durch die Nase und nicht durch den Mund geatmet werden. Denn nur im Nasenraum kann die Atemluft ausreichend angefeuchtet, gefiltert und erwärmt werden. Die Anwendung eines salzhaltigen Nasensprays trägt zur Befeuchtung und schnelleren Regeneration einer gereizten Nasenschleimhaut bei.

Den meisten Menschen ist inzwischen bekannt, dass gesunde Ernährung und viel frische Luft das Abwehrsystem stärken und widerstandsfähiger gegenüber Erkältungen machen kann. Darüber hinaus eignen sich zur unspezifischen Stimulation des Immunsystems das Spurenelement Zink, Vitamin C sowie Echinacea.

Angebot für die Selbstmedikation

Konnten sich die Viren doch durchsetzen, helfen bei Schnupfen abschwellende Nasentropfen, z. B. mit Xylometazolin. Sie stellen nicht nur die Nasenatmung wieder her, sondern ermöglichen auch die Belüftung der Nasennebenhöhlen und beugen damit einer Sinusitis vor. Ein vasokonstriktorisch wirksames Mittel kann in altersgerechter Dosierung bereits im Kleinkindalter angewendet werden. Zur Pflege einer durch hohen Sekretfluss gereizten und wunden Nasenschleimhaut bieten sich Nasensprays mit pflegenden Inhaltsstoffen wie Dexpanthenol an.

Kunden mit Husten sollte man immer zuerst fragen, ob trockener Reizhusten oder produktiver Husten vorliegt. Beim Reizhusten kann ein Hustenstiller wie Clobutinol vor allem im Hinblick auf eine ungestörte Nachtruhe sinnvoll sein.

Leidet der Betroffene dagegen unter Husten mit zähem Schleim, ist ein Hustenlöser angezeigt. Der Wirkstoff Ambroxol wirkt sekretolytisch und sekretomotorisch. N-Acetylcystein hat vor allem eine mukolytische sowie sekretomotorische Wirkung. Dem häufigen Kundenwunsch nach pflanzlichen Arzneimitteln lässt sich bei dieser Symptomatik gut entsprechen. So wirkt Thymian schleimlösend und zusätzlich entkrampfend auf die Bronchialmuskulatur.

Ein weiterer pflanzlicher Hustenlöser, vor allem bei festsitzendem Husten, ist der Efeublätterextrakt. Seine Saponine wirken schleimlösend, -verflüssigend und krampflösend. Efeu-Hustensaft kann übrigens auch therapiebegleitend bei Keuchhusten und Asthma angewendet werden. Bereits im Säuglingsalter kann zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung Paracetamol eingesetzt werden. Acetylsalicylsäure sollte im Kleinkindalter wegen der Gefahr eines Reye-Syndroms tabu sein.

Wann zum Arzt?

Zum Arztbesuch sollte man raten, wenn anhaltendes Fieber, ausgeprägte Nebenhöhlenschmerzen oder starker Husten mit Auswurf auftreten. Unbedingt einer ärztlichen Abklärung bedarf außerdem eine Symptomatik, die sich ab dem dritten Krankheitstag verschlechtert. Noch wesentlich vorsichtiger sollte das Vorgehen bei Kleinkindern sein. Die Unterscheidung zwischen banalem Infekt und schwerer Infektionskrankheit ist in dieser Altersklasse oft schwierig, und der Zustand von Säuglingen und Kleinkindern kann sich innerhalb kürzester Zeit rapide verschlechtern. Hier gilt die Devise: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Arzt aufsuchen. Grundsächlich zum Arztbesuch zu raten ist, wenn ein Kind in seinem Wesen verändert und im Spielverhalten deutlich eingeschränkt ist. Auch alle leichten Erkältungskrankheiten, die nicht innerhalb von drei Tagen deutlich besser werden, sollten ärztlich abgeklärt werden, um beispielsweise eine bakterielle Infektion auszuschließen.

Dipl.-Biol. Ulrike Weber-Fina

 

Quelle
Prof. Dr. J. Bogner, München; Priv.-Doz. Dr. J. Liese, München, Dr. L. Heil, Ulm: Pressegespräch „Erkältung: Prävention und Selbstmedikation für die ganze Familie“, Krakau, 6. August 2005, veranstaltet von der ratiopharm GmbH, Ulm

Lieber hochziehen

Auch wenn es nicht unbedingt gesellschaftsfähig ist - die Nase hochziehen ist besser als Ausschnäuzen! Beim Schnäuzen entsteht ein Überdruck, der Sekret in die Nasenebenhöhlen drücken kann, was dort den Nährboden für eine bakterielle Besiedlung schafft. Das Hochziehen des Nasensekrets führt dagegen zu einer Sogwirkung auf die Nebenhöhlen. Das hat einen reinigenden Effekt zur Folge.

Nutzen von Echinacea

Der Nutzen einer Echinacea-Einnahme zur Erkältungsprävention wird aufgrund einer uneinheitlichen Studienlage immer wieder kontrovers diskutiert. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass verschiedene Zubereitungen und Ausgangsdrogen verwendet werden. Positiv monographiert ist der Presssaft des frischen Krauts vom Pupursonnenhut (Echinacea purpurea). In einer aktuellen Studie (Heinen-Kammerer et al. 2005) konnte dessen Wirksamkeit erneut dokumentiert werden: Bei annähernd 1000 Patienten mit rezidivierenden Atemwegsinfekten ergab sich unter einer Echinacea-Einnahme ein 2,3fach geringeres Erkrankungsrisiko sowie eine im Mittel um 1,4 Tage kürzere Erkrankungsdauer.

Normal oder pathologisch?

Häufige Infekte sind im Kleinkindalter die Regel. Eine pathologische Infektanfälligkeit liegt vor, wenn

  • mehr als sechs bis acht Infektionen pro Jahr auftreten
  • Infektionen länger als üblich anhalten
  • Folgeschäden entstehen
  • unerwartete Erreger vorkommen (z. B. Pilze)
  • keine Erholung zwischen den Infektionen erkennbar ist
  • Gedeihstörungen oder Entwicklungsverzögerungen auftreten

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