Arzneimittel und Therapie

Steroide nur bei Bedarf?

Internationale Leitlinien empfehlen auch bei geringgradigem Asthma die tägliche Anwendung inhalativer Corticoide. US-Forscher bezweifeln die Patientenakzeptanz und schlagen in leichteren Fällen eine intermittierende Therapie vor. Ergebnisse einer neuen Studie widersprechen diesem Vorgehen nicht.

Gemäß internationaler Leitlinien gehört ein inhalatives Corticoid bereits bei mildem Asthma zur täglichen Dauertherapie. Durch dieses Vorgehen wird die Lungenfunktion verbessert, die Exazerbationshäufigkeit verringert, die klinische Symptomatik gemildert und die Lebensqualität erhöht. Darüber hinaus kann eine dauerhafte Corticoidtherapie die progressive Einschränkung der Lungenfunktion verhindern. Diese Therapieempfehlung scheint jedoch in der Praxis nicht immer umgesetzt zu werden, und eine Analyse der Verschreibungen zeigt, dass viele Patienten ihre Medikamente nur unregelmäßig beziehen. Dies lässt den Schluss zu, dass sie auch ohne Dauermedikation beschwerdefrei sind. Ob dieses Vorgehen – Steroide nur bei Bedarf – akzeptabel ist, untersuchte eine amerikanische Arbeitsgruppe.

Drei unterschiedliche Therapieprotokolle

Für die doppelblinde Studie wurden 225 Erwachsene mit leichtem persistierendem Asthma ausgewählt, die mehr als zweimal pro Woche Asthmasymptome aufwiesen und deren PEF (Peak Expiratory Flow)-Variabilität zwischen 20 und 30% betrug. Die Probanden wurden drei verschiedenen Gruppen zugeteilt und zwölf Monate lang behandelt.

  • 73 Patienten bekamen zweimal täglich 200 µg Budesonid als Inhalation plus Plazebo-Tabletten,
  • 76 Studienteilnehmer erhielten zweimal täglich oral 20 mg eines Leukotrien-Antagonisten (Zafirlukast; Accolate®; in Deutschland noch nicht im Handel) plus Plazebo-Inhalationen und
  • 76 Patienten erhielten nur Plazebo-Tabletten und Plazebo-Inhalationen.

Alle Studienteilnehmer waren angewiesen, bei einer Verstärkung der Symptome zusätzlich zweimal täglich 800 µg Budesonid während zehn Tagen zu inhalieren oder notfalls fünf Tage lang Prednison (0,5 mg/kg Körpergewicht) oral einzunehmen.

Primärer Studienendpunkt war die Veränderung der morgendlichen PEF-Werte (Peak Expiratory Flow) am Ende der Studie im Vergleich zu den Ausgangswerten. Sekundäre Studienendpunkte waren die Häufigkeit von Asthmaexazerbationen, Veränderungen des forcierten Expirationsvolumens (FEV) vor und nach medikamentöser Bronchodilatation, die Anzahl symptomfreier Tage, Arbeits- bzw. Schulausfälle aufgrund der Erkrankung, die Asthma-bezogene Lebensqualität und diverse physiologische und biologische Parameter zur Beurteilung der Asthmaaktivität.

Keine wesentlichen Unterschiede

Nach zwölf Monaten waren die morgendlichen PEF-Werte in allen drei Gruppen um rund 8% gestiegen. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten, die ausschließlich symptomorientiert (also intermittierend) therapiert wurden und den Probanden, die eine regelmäßige Dauerbehandlung erhielten. Auch im Hinblick auf die Exazerbationsrate gab es zwischen der intermittierenden und der regelmäßigen Therapie keine wesentlichen Unterschiede. Die kontinuierliche inhalative Budesonid-Therapie führte zwar zu durchschnittlich mehr symptomfreien Tagen pro Jahr (26 Tage mehr), was sich aber nicht in einer verbesserten Lebensqualität niederschlug.

Im Vergleich mit der intermittierenden Behandlung und der regelmäßigen Therapie mit dem Leukotrien-Antagonisten konnten durch die täglichen Budesonid-Inhalationen einige sekundäre Studienendpunkte (vor allem Entzündungsmarker) verbessert werden. Die Therapieergebnisse einer intermittierenden Therapie und die der kontinuierlichen Einnahme des Leukotrien-Antagonisten waren annähernd gleich und unterschieden sich nicht signifikant.

Grünes Licht für eine Bedarfstherapie?

Anhand dieser Studienergebnisse wurde also gezeigt, dass eine bedarfsorientierte Therapie zu keinen schlechteren Ergebnissen führt als die Dauertherapie. Die zusätzliche Bedarfsmedikation innerhalb eines Jahres – es waren insgesamt drei Zyklen zu zehn Tagen – war bei der intermittierenden Therapie nicht größer als bei der Dauertherapie. Schätzungen der Autoren zufolge benötigen Asthmatiker mit geringgradigem Asthma durchschnittlich alle zwei Jahre eine zehntägige Therapie mit inhalativen Corticoiden oder alle acht Jahre eine fünftägige Behandlung mit oralen Corticoiden.

Ein Kommentator der Studie begrüßt den intermittierenden Therapieansatz, fordert aber längere Studien, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen. Ferner ist seiner Ansicht nach noch nicht geklärt, ob die intermittierende Corticoidtherapie auf Dauer nicht zu einer Progression des Asthmas führt. Er rät zu einem individuellen patientenorientierten Vorgehen, das eine Symptomkontrolle sicher gewährleistet.

Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

 

Quelle
Boushey H., et al.: Daily versus as-needed corticosteroids for mild persistent asthma. N. Engl. J. Med. 352, 1519–1528 (2005). Fabbri L.: Does mild persistent asthma require regular treatment? N. Engl. J. Med. 352, 1589–1591 (2005).

Zum Weiterlesen Pharmakotherapie des Asthma bronchiale Med Monatsschr Pharm 2001;24:109-118. www.medmopharm.de

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