Kommentar

Erst Kooperationen, dann Ketten?

Ist man heute als Apotheker schon hinterm Mond, wenn man sich keiner Kooperation anschließt? Lässt man sich Einkaufsvorteile entgehen, wenn man keinem Einkaufsclub beitritt? Liegt die (wirtschaftliche) Apothekenzukunft im gemeinsamen Einkauf, in der Kooperation oder in der noch engeren Zusammenarbeit? Spätestens seit dem GMG von 2004 haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Apotheke geändert. Ein früher wichtiges Instrument, der bisweilen üppige Rabatt vom Großhandel, von dem sogar manche Apotheker gelebt haben sollen, ist über Nacht weggefallen.

Seitdem sind Arbeitsgemeinschaften unterschiedlichster Art entstanden, alle segeln unter der Flagge "gemeinsam sind wir stärker" - vor allem beim Einkauf. Da gibt es die kleinen losen Gruppierungen, die sich - oft unter Führung eines Juristen oder Wirtschaftlers - zusammentun, um noch ein paar Prozente mehr vom Großhandel herauszukitzeln, und ihn dadurch zum Teil massiv unter Druck setzen. Ohne pro Großhandel sprechen zu wollen: Ich halte das für eine sehr gefährliche Entwicklung - es schwächt den Partner Großhandel und quetscht ihn aus.

Dann gibt es die Kooperationen, die der Großhandel selbst initiierte bzw. die in der Nähe eines Grossisten angesiedelt sind. Die Kernfrage hier: Wie bekommen wir bessere Konditionen von der Industrie? Zusätzlich gibt es - mehr oder weniger - Beiwerk wie Flyer, Kundenzeitschriften, Broschüren, Marketingaktionen, Beratung in Wirtschaftsfragen bis hin zum Auftritt unter einheitlichem Logo.

Wer sich weder den losen Gruppen noch den Koops anschließen will, kann den Beitritt zu Individualistengruppen erwägen. Die einen zeigen sich offen, die andern elitär (siehe Bericht auf Seite 6). Man muss da genau hinschauen, inwieweit die Individualität der Apothekenführung gewahrt bleibt und ob man seine eigene Apothekerseele "verkauft". Wenn die pharmazeutische und die betriebswirtschaftlich-ökonomische Verantwortung von einander getrennt werden, dann rückt das verdammt nah in Richtung Kette.

Wer von der Industrie besondere Konditionen will, von dem werden Gegenleistungen erwartet, z. B. ein besonderer Einsatz für diese Produkte. Gibt man dadurch einen Teil der eigenen Unabhängigkeit auf?

Noch schaut die Politik nur zu, wie sich die Szene entwickelt. Naturalrabatte sind bereits in der Diskussion. Folgt bald die Ketten- und Fremdbesitz-Diskussion?

Peter Ditzel

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