Ärzteschaft: Lauterbach wirft Hoppe "Heuchelei" vor

BERLIN (ks). Der Gesundheitsökonom und Regierungsberater Karl Lauterbach hat dem Präsidenten der Bundesärztekammer Jörg-Dietrich Hoppe Heuchelei vorgeworfen. "Anders kann ich es nicht nennen, wenn der oberste Wächter der Ethik in der Medizin in einem Atemzug die schlechte Gesundheitsversorgung von Arbeitslosen beklagt und die Privilegien der Privatpatienten verteidigt", sagte Lauterbach dem Handelsblatt (Ausgabe vom 6. Mai).

Der in der Ärzteschaft wenig beliebte Wissenschaftler übte Kritik an der Trennung zwischen privat und gesetzlich Versicherten: Das System sei "unwirtschaftlich und ungerecht"– auch gegenüber Ärzten, die in Regionen mit viel Armut und sozialen Problemen tätig sind. Würden die Ärzte für gesetzlich und privat versicherte Patienten gleiches Geld bekommen, ließe sich Lauterbach zufolge auch die Ausdünnung der ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen verhindern. Denn viele Ärzte scheuten eine Niederlassung in einer Landpraxis nur, weil es dort zu wenig Privatpatienten gebe.

Lauterbach forderte Hoppe auf, zur Kenntnis nehmen, dass vielen gesetzlich Versicherten der Zugang zum Spezialisten nur deshalb verwehrt werde, weil diese an jedem Privatpatienten sechs Mal soviel verdienen könnten. In Deutschland sind rund 10% der Bevölkerung privat versichert. Nach Angaben der Bundesärztekammer liegt der PKV-Umsatz in ambulanten Arztpraxen in den westlichen Bundesländern bei knapp 20% ihres Gesamtumsatzes, im Osten bei rund 10%.

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