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Welt-Tuberkulose-Tag 2003: Über 7500 Tuberkulose-Neuerkrankungen in Deutschland

BERLIN (sw). Anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages (Tag der Bekanntgabe der Entdeckung des Erregers durch Robert Koch) am 24. März fand in Berlin am 18. März eine gemeinsame Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts, des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose, des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien und der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe statt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa ein Drittel der Weltbevölkerung infiziert ist, jedes Jahr infizieren sich ca. 100 Mio. Menschen neu, 5 bis 10% entwickeln im Laufe ihres Lebens eine aktive Tuberkulose – 8 bis 9 Mio. neue Erkrankungen pro Jahr, 2 Mio. Todesfälle jährlich, 95% aller Fälle in den Entwicklungsländern. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 7723 Neuerkrankungen gemeldet. Das sind 184 Fälle mehr als 2001, was zum Teil sicher auf das neue Meldesystem im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes zurückzuführen ist. Die Inzidenz lag bei 9,14 pro 100 000 Einwohner (Männer 11,5; Frauen 6,9; ausländische Staatsbürger über 30). Die Tuberkulose kann jedes Organ befallen, bei bis zu 80% der Erkrankten manifestiert sie sich als Lungentuberkulose, häufig in der offenen, ansteckenden Form.

Problem Resistenz

Tuberkulose ist heilbar, sofern sie rechtzeitig diagnostiziert und umgehend und effektiv behandelt wird. Die Erreger (stäbchenförmige Bakterien aus der Familie Mycobacteriaceae) sind sehr widerstandsfähig, aber mit konsequenter Arzneitherapie (Kombinationstherapie) gut heilbar. Ein zunehmendes Problem stellen die multiresistenten Erreger dar, die gegen die beiden wichtigsten Medikamente, Isoniazid und Rifampicin, unempfindlich sind. In Deutschland machen diese Erreger gegenwärtig etwa 2,7% aus. Die Behandlung ist langwierig und kostspielig und die Heilungschancen sind geringer. In manchen Ländern ist die Entwicklung der multiresistenten Erreger bereits dramatisch (z. B. Kasachstan, Kirghistan, Uganda). Das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien unterstützt den Aufbau von Labornetzen in diesen Staaten bzw. die Weiterbildung osteuropäischer Ärzte.

Strategie DOTS

Die WHO hat Deutschland als DOTS-Land anerkannt. Zentrale Elemente der Strategie DOTS (= directly observed, treatment, short course) sind die möglichst vollständige Entdeckung der Fälle und eine überwachte Kombinationstherapie über sechs Monate entsprechend den internationalen Richtlinien sowie – in Ländern mit niedriger Tuberkuloserate – vor allem die Überwachung des Behandlungsergebnisses. Angaben zum Behandlungsergebnis liegen in Deutschland seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes (1. 1. 2001) vor. Von den erfassten drei Viertel der Fälle waren 81,1% (4190 Fälle) erfolgreich behandelt. Um weitere Erkenntnisse zu Übertragung und Risikofaktoren zu gewinnen, läuft seit August 2001 die Studie "Untersuchungen zur Tuberkulose in Deutschland: Molekulare Epidemiologie, Resistenzsituation und Behandlung (Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose mit Gesundheitsämtern in Berlin, Hamburg, Hannover, München, Unterfranken, Oberpfalz, gefördert vom BMGS).

Tuberkulose und AIDS

Der weltweite Vormarsch der Tuberkulose wird zum größten Teil durch die Ausbreitung der HIV/AIDS-Epidemie verursacht. In Malawi beispielsweise sind bis zu 75% der Tuberkulosepatienten gleichzeitig HIV-infiziert, in Subsahara-Afrika gibt es jährliche Steigerungsraten von bis zu 10%. Tuberkulose ist die häufigste Todesursache für AIDS-Patienten. Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe wird mit zunächst 500 000 Euro Tuberkulose/HIV-Pilotprojekte starten. (Weitere Informationen: www.rki.de/INFEKT/INFEKT.HTM)

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