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Krebsprävention: Es gibt noch viel zu tun

BERLIN (ks). Nach Auffassung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ist Deutschland in Sachen Krebsprävention ein Entwicklungsland. DKG-Präsident Prof. Dr. Klaus Höffken fordert daher: "Damit Krebs in zehn Jahren nicht die Todesursache Nummer eins ist, muss Krebs zum Gesundheitsthema Nummer eins werden". Die Regierung müsse schnellstmöglich dafür sorgen, dass Prävention, Früherkennung und Qualitätssicherung verbessert werden.

Derzeit zeichne sich ab, dass in zehn bis 15 Jahren mehr Menschen an Krebs als an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben werden – vorausgesetzt es ändere sich in Deutschland nichts, so Höffken. Doch die DKG will Veränderungen herbeiführen. Am 12. September stellte sie in Berlin ihren Forderungskatalog an die zukünftige Gesundheitspolitik vor: Zum einen müsse ein Präventionsgesetz geschaffen und die Präventionsforschung intensiviert werden.

Beispielsweise müssten Kinder und Jugendliche besser vom Rauchen abgehalten werden. 90 Prozent der Lungenkrebse und 30 Prozent aller Krebsarten seien durch Rauchen verursacht, erläuterte Prof. Dr. Peter Drings, Generalsekretär der DKG.

Weiterhin müsse die frühzeitige Erkennung von Krebserkrankungen gefördert werden – nur so seien die Heilungschancen optimierbar. Der lässige Umgang mit Früherkennungsmaßnahmen bedeute jährlich für rund 37 000 Krebskranke den vorzeitigen Tod, so Prof. Michael Bamberg vom DKG-Vorstand. Nötig sei daher eine Aufklärungskampagne und eine umfangreiche Beratung im Sinne des Verbraucherschutzes. Außerdem müssten qualitätsgesicherte Früherkennungsprogramme durchgesetzt werden.

Letztlich sei auch die Qualität der Krebsversorgung auf den Prüfstand zu stellen. Diese entspreche in Deutschland häufig nicht den allgemein anerkannten Standards. Derzeit gleiche die Suche nach einer guten Klinik zuweilen einer "Lotterie", erklärte Höffken. Denn Krankenhäuser, die in der Krebsbehandlung erfahren sind, weisen eine weitaus niedrigere Mortalitätsrate auf als Kliniken, die nur gelegentlich Krebspatienten versorgen. Doch welcher Patient weiß, welches Krankenhaus er erwischt? Daher müssten neben der Etablierung von Krebszentren u.a. verbindliche Standards für behandelnde Ärzte und Krankenhäuser geschaffen sowie eine bundesweites Krebsregister eingeführt werden.

Kritik übte Höffken an den Disease-Management-Programmen zum Brustkrebs: Sie seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung – die nunmehr vorgelegten Versorgungsleitlinien wiesen jedoch eine Vielzahl handwerklicher Fehler auf. Würden sie befolgt, würde viel zu häufig operiert und bestrahlt, so Höffken. Dies schreibt der DKG-Präsident der Eile zu, in der die Leitlinien entwickelt wurden. Nachbesserungen seien unausweichlich. Höffken schätzt, dass es mindestens vier Jahre an Vorbereitung bedürfe, um Behandlungsprogramme für Krebskranke zu entwickeln und zu etablieren.

Ein weiteres Problem sieht Höffken darin, dass neue Medikamente durch die vom Bundesgesundheitsministerium beabsichtigte Einrichtung eines Instituts zur Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln durch bürokratische Verzögerungen nicht schnell genug zum Patienten gelangen: "Die Bewertung kann über Jahre dauern, während Patienten warten müssen".

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