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Transplantation: Auch Nieren von Herztoten sind geeignet

Eines der Hauptprobleme in der Transplantationsmedizin ist der Mangel an verfügbarem und geeignetem Spendermaterial. Mit ihrer Entdeckung, dass Spendernieren von Herztoten für eine Transplantation genauso geeignet sind wie Nieren von Gehirntoten, tragen Schweizer Wissenschaftler möglicherweise dazu bei, dieses Problem zu mildern.

Organe sind nur direkt nach dem Tod eines Spenders für eine Transplantation geeignet. Idealerweise werden sie nach Feststellung des Gehirntods, jedoch noch bei funktionierender Herz-Kreislauftätigkeit (Herz-Lungen-Maschine) entnommen. Denn der Blutstopp nach dem Herztod, so die bisherige Befürchtung der Mediziner, führt zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff und damit verbundenen Gewebeschäden, was sich dadurch äußert, dass das Organ im Körper des Empfängers weniger lange überlebt. Wie in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" nun zu lesen war, scheinen diese Befürchtungen zumindest teilweise überflüssig zu sein.

Über einen Zeitraum von 15 Jahren untersuchten und beobachteten Mediziner um Pierre-Alain Clavien von der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie Zürich rund 250 Transplantationspatienten. Die Hälfte der Studienteilnehmer hatte zugestimmt, dass ihre Niere von einem herztoten Spender stammen dürfe. Das Organ wurde in diesen Fällen erst zehn Minuten nachdem das Herz des Spenders aufgehört hatte zu schlagen, entnommen. Dem anderen Teil waren Nieren von gehirntoten Spendern transplantiert worden. Ergebnis: Nach fünf Jahren funktionierten bei beiden Gruppen die Nieren mit rund 84 Prozent ähnlich gut.

Nach zehn Jahren lebten noch 79 Prozent jener Patienten, deren Niere von einem herztoten Spender kam mit ihrem Organ. Im Vergleich dazu waren es bei jenen Patienten, deren Organ von gehirntoten Spendern stammten 77 Prozent. Die von herztoten Spendern entnommenen Organe erwiesen sich somit als ebenso "langlebig" wie die Organe von gehirntoten Spendern. ral

Quelle: New England Journal of Medicine 2002, Vol. 347, Nr. 4, S. 248 – 255

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