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Bluthochdruck: Entscheidung schon im Mutterleib

Ob sich im Erwachsenenalter eine essentielle Hypertonie entwickelt, wird offenbar schon vor der Geburt entschieden. Das sagen zumindest Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Erlangen, die einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Nierenkörperchen und der Hypertonieneigung fanden.

Die Wissenschaftler untersuchten bei insgesamt 20 Verkehrsopfern zwischen 35 und 59 Jahren, wie viele Glomeruli deren Nieren enthielten. Die Hälfte der Verstorbenen hatte zu Lebzeiten an einer essentiellen Hypertonie gelitten. "In diesen Nieren fanden wir im Durchschnitt ca. 700 000 Glomeruli, bei Gesunden waren es doppelt so viele", erklärten die Studiendurchführenden den Zusammenhang in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine".

Die "Glomeruli" sorgen für die Filterung des Harns aus dem Blut. Ihre Anzahl wird in der Embyronalzeit festgelegt. Teilweise ist sie erblich bedingt, teilweise wird sie durch Umweltfaktoren, z. B. die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft, beeinflusst.

Die Niere ist ein wichtiges Regulationsorgan für den Blutdruck und kann diesen maßgeblich beeinflussen. Hoher Blutdruck wiederum kann die Nierenfunktion erheblich einschränken, indem er die Glomeruli schädigt. "Wir konnten jedoch ausschließen, dass die verringerte Anzahl der Glomeruli eine Folge des hohen Blutdrucks war", so Prof. Dr. Eberhard Ritz.

Das Ergebnis der Studie wird durch andere Untersuchungen gestützt: Ein geringes Geburtsgewicht sowie unterdurchschnittlich kleine Nieren sind als Risikofaktoren für die Entwicklung bekannt. Mangelhafte Ernährung oder toxische Stoffe während der Schwangerschaft und/oder eine genetische Veranlagung könnten verhindern, dass ausreichend Glomeruli angelegt werden.

Ein weiteres Indiz für die Bedeutung der Nierenkörperchen haben Untersuchungen bei nierentransplantierten Patienten geliefert: Wer eine Spenderniere von einem Patienten mit Hochdruck erhalten hat, entwickelt häufiger einen hohen Blutdruck. Dafür könnte ausschlaggebend sein, dass die Zahl der Glomeruli in der übertragenen Niere geringer ist.

Quelle: New England Journal of Medicine 2003, Vol. 348, Nr. 2, S. 101 – 108

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