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Norddeutsches Apothekenrechenzentrum: Gutes Ergebnis in schwieriger Zeit

QUEDLINBURG (tmb). Zuversicht hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung des Rechenzentrums und Bestürzung über die allgemeinen gesundheitspolitischen Trends kennzeichneten den Rechenschaftsbericht des Vorstandsvorsitzenden Dr. Jörn Graue, Hamburg, bei der Mitgliederversammlung des Norddeutschen Apotheken-Rechenzentrums (NARZ). Die diesjährige Mitgliederversammlung fand am 8. Juni 2002 in Quedlinburg statt.

Graue wies auf den Unterschied der derzeitigen gesundheitspolitischen Diskussion zu früheren Reformvorhaben hin. Es gehe jetzt nicht um den üblichen Versuch, sich bei einer Gesetzesänderung gut zu positionieren, sondern um viel mehr. Alle Apotheken seien in ihrer Existenz nachhaltig bedroht. Die Einführung des Arzneimittelversandhandels – in welcher Gestaltung auch immer – sei der Versuch, die Apotheke in ihrer heutigen Form vom Markt verschwinden zu lassen. Es gehe nicht um wirtschaftliche Einbußen, sondern um die Existenzfrage.

Existenzbedrohung durch die Gesundheitspolitik ...

Schon die jüngste Entwicklung in der politischen Diskussion habe die größten Befürchtungen der Vergangenheit übertroffen. Ein Beispiel hierfür sei das "Danaer-Geschenk der Aut-idem-Regelung". Systemverändernde Konzepte fänden allerdings in der Bevölkerung keine Akzeptanz. Für das Kostenerstattungsprinzip oder die Zwangsversicherung für alle sei keine parlamentarische Mehrheit zu erwarten. Statt dessen biete sich eine mäßige sozialverträgliche Erhöhung der Eigenverantwortlichkeit an. Es bleibe abzuwarten, ob eine künftige bürgerliche Regierungskoalition den Mut hierzu aufbringe.

... und die Gegenmaßnahmen

Doch wenn Verhandlungspartner, wie beispielsweise am "Runden Tisch", rationalen Argumenten nicht zugänglich und nur am Zeitgeist interessiert seien, könne nur eine massive Protestbewegung wirken. Politiker seien dort angreifbar, wo es um Machterhalt gehe. Daher biete die anstehende Bundestagswahl eine gute Chance für die Apotheken und eine gute Voraussetzung für die "Initiative pro Apotheke". So hätte der große Erfolg der Kampagne denn auch prompt auf die Oppositionsparteien gewirkt, die sich nun gegen den Arzneimittelversandhandel aussprächen. Letztlich zählten nicht die Sachargumente, sondern das taktische Verhalten, was ein Armutszeugnis für die politische Kultur darstelle.

Als weitere Abwehrmaßnahme gegen die systemverändernden Angriffe verwies Graue auf die Gerichtsverfahren gegen Krankenkassen, die offen zum Versandhandel aufgerufen haben. Die Verfahren seien insbesondere vom Hamburger Apothekerverein initiiert worden und hätten zu mehreren einstweiligen Anordnungen geführt. Doch habe er von Reaktionen der Kassenfunktionäre gehört, die bei Verstößen fälligen Ordnungsstrafen würden "aus der Portokasse" gezahlt.

Unpraktikable Importquote

Die jüngsten Änderungen haben sich auch auf die Tätigkeit des NARZ ausgewirkt, beispielsweise die Importquote gemäß § 129 SGB V. Inhaltlich kollidiere diese Regelung mit der später geschaffenen Aut-idem-Verpflichtung, da viele Generika preiswerter als Importe sind. Dies müsse zwischen den Spitzenverbänden des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und den Krankenkassen neu verhandelt werden. Es bereite im NARZ erheblichen Aufwand, die Importquoten zu berechnen und die Mitglieder schnell zu informieren. Bereits dieser Aufwand sei durch das vermeintliche Einsparpotenzial in keiner Weise zu rechtfertigen.

Richtungsweisendes Konzept für die Datenlieferung

Als weitere Aktivität des NARZ stellte Graue die Apotheken-CD mit umfassendem statistischem Material vor. In einer sehr kooperativen Zusammenarbeit mit dem Bremer Landesdatenschutzbeauftragten sei es gelungen, ein Konzept zu entwickeln, das bundesweit Modellcharakter erhalten hat. Der DAV habe bereits im April alle am Abrechnungswesen Beteiligten informiert, dass ein Verfahren zur Realisierung der geforderten Einwilligung des Patienten entwickelt worden sei.

Das Konzept nutze den Versichertenkartenleser und biete jedem einzelnen Patienten einen Service, der individuell in Anspruch genommen werden könne. Der DAV halte dies für sehr praktikabel und stelle das Verfahren auch anderen Rechenzentren zur Verfügung. Außerdem biete das NARZ mit dem "NARZ-Navigator" ein Instrument, um die Standesorganisationen mit aussagekräftigen Statistiken zu versorgen. Diese seien bei Verhandlungen mit der Politik und mit Krankenkassen unerlässlich, um den Verhandlungsstandpunkt mit Daten zu untermauern.

Mit der Auswertung der Daten beschäftigt sich auch die Arbeitsgemeinschaft Arzneimittelstatistik Nord (ARGE), die insbesondere auf Initiative der Landesapothekerverbände Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein zustande gekommen sei. Sie bilde eine zusätzliche Kommunikationsebene, die den Rechenzentren deutlich macht, welche Daten die Vereine benötigen. Die Leistungen für die Vereine würden stets zum Selbstkostenpreis abgerechnet und belasteten daher nicht die Mitglieder.

Insgesamt könne das wirtschaftliche Ergebnis des NARZ mit großer Zuversicht zur Kenntnis genommen werden. Für NARZ-Geschäftsführer Hanno Helmker zeigt dies insbesondere die beachtliche Eigenkapitalquote des NARZ in Höhe von 51%; bei den Tochtergesellschaften GFI mbH und AVN sind es sogar 57% bzw. 88%. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden Dr. Richard Klämbt als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Siegbert Lauk-Reineke als weiteres Vorstandsmitglied wiedergewählt.

Zuversicht hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung des Rechenzentrums und Bestürzung über die allgemeinen gesundheitspolitischen Trends kennzeichneten den Rechenschaftsbericht des Vorstandsvorsitzenden Dr. Jörn Graue, Hamburg, bei der Mitgliederversammlung des Norddeutschen Apotheken-Rechenzentrums (NARZ). Die diesjährige Mitgliederversammlung fand am 8. Juni 2002 in Quedlinburg statt.  

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