Aus Kammern und Verbänden

NARZ: Erfolgreich durch Detailarbeit

Am 10. Juni fand in Lübeck die Mitgliederversammlung des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums e.V. (NARZ) statt. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Jörn Graue hob in seinem Bericht einen Vertrag mit dem Deutschen Arzneiprüfungsinstitut (DAPI), das neue gestaffelte Beitragsmodell und die Vorarbeiten zur elektronischen Gesundheitskarte hervor.

Graue, der zugleich Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins ist, bezeichnete das NARZ als "kerngesund". Bei einer Unternehmensbewertung wäre es mit dem höchsten Rating zu bewerten, womit er auf die Eigenkapitalquote der Unternehmensgruppe von 88,8 Prozent anspielte. Der Erfolg beruhe insbesondere auf der Detailarbeit mit einer Vielzahl kleiner und kleinster Einzelmaßnahmen.

Nach komplexen Verhandlungen sei Anfang Februar 2006 der Vertrag mit dem DAPI abgeschlossen worden, mit dem die Apotheker über ein wirkungsvolles Instrument verfügen, um stichhaltiges und valides Statistikmaterial für epidemiologische Studien liefern zu können. Ab Juli würden die Beiträge des NARZ generell gesenkt und weitere Beitragsminderungen für Mitglieder eingeführt, die spätere Zahlungen wünschen und dem Gesamtverein damit einen Zinsvorteil verschaffen.

Hinsichtlich des elektronischen Rezeptes sei das NARZ eng in die Vorbereitungen der Testregionen Flensburg, Bremen und Wolfsburg eingebunden. Das Rechenzentrum leiste den Apothekerverbänden Hilfestellung, sei aber nicht durch diesbezügliche Verträge gebunden und habe daher "die Freiheit, auf Fehler und Missstände hinzuweisen", die es sich auch künftig erhalten werde. Graue beklagte "Chaos und Dilettantismus" in der Gesamtentwicklung zur elektronischen Gesundheitskarte bis zu unüberschaubaren Haftungsrisiken für verschiedene Vertragsbeteiligte. Der Politik und den beteiligten Verbänden und Krankenkassen fehle der Durchblick. Weiterhin berichtete Graue, dass der Hamburger Apothekerverein Musterprozesse über den Herstellerrabatt auf Impfstoffe und zur Gleichstellung der Sozialämter mit den Krankenkassen führt.

Geschäftsergebnisse und Wahlen

Geschäftsführer Hanno Helmker präsentierte den Jahresabschluss 2005 des NARZ und der NARZ-Unternehmensgruppe. Demnach stieg der Umsatz auf 10,283 Millionen Euro (nach 10,1 Mio. Euro). Der Jahresüberschuss ging als Folge der zusätzlichen Aufwendungen bei der Umsetzung der Herstellerrabatte auf etwa 377.000 Euro (nach etwa 622.000 Euro) zurück, doch festige die Rabattabrechnung die Position der Rechenzentren. Im Geschäftsjahr rechneten NARZ und AVN insgesamt 93,9 Mil–lionen (nach 91,9 Mio.) Rezepte ab. Die Eigenkapitalquote sei auch im Vergleich zu anderen Rechenzentren sehr hoch. Zugleich würdigte Helmker die gute Zusammenarbeit mit anderen Rechenzentren im Rahmen der CEDAG.

Vorstand und Verwaltungsrat wurden einstimmig entlastet. Bei der turnusmäßigen Wahl der beiden Beisitzer im Vorstand wurde Uwe Hansmann, stellvertretender Vorsitzender des Landesapotheker–verbandes Niedersachsen, wieder gewählt. Dieter Koch stellte sich nach langjähriger Tätigkeit im Vorstand nicht mehr zur Wahl. Als Nachfolger wurde Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, gewählt.

Graue begrüßte die Wahl und dankte Froese für sein großes Engagement bei den Vorbereitungen zum elektronischen Rezept.

Echte Reform statt kurzlebiger Gesetze

Graue ging in seinem Bericht auch auf die politischen Rahmenbedingungen ein. Er kritisierte die Kurzlebigkeit früherer Gesetze, die hinsichtlich einer Überwindung der grundsätzlichen Probleme des Gesundheitswesen nicht zielführend gewesen seien. "Der Irrsinn wird zur Methode", konstatierte er beispielsweise anhand der "fehlerhaften und völlig realitätsfremden Normierungen" durch das aus Steuergeldern bezahlte Gesetzgebungspersonal bei der Verschreibungsverordnung. So vertage auch das AVWG die Frage, welches Gesundheitswesen sich Deutschland auf Dauer leisten wolle. Eine Reform müsse die Leistungserbringer spürbar entlasten. Dagegen wünsche der "zur gesellschaftlichen Gleichförmigkeit neigende Solidarismus" außerordentliche Leistungen, betrachte die "entsprechende Honorierung jedoch als einen Skandal".

Bemerkenswert sei "die Stetigkeit des Kampfes gegen das angeblich besser gestellte Individuum". Die Apotheker sollten sich darauf einstellen, dass ihr wirtschaftlicher Spielraum immer enger werde, was zu einer politisch gewollten Ausdünnung der Apothekenlandschaft führen müsse. Daher müssten die Apotheker immer wieder nachweisen, dass sie sich ausschließlich ihrer öffentlichen Aufgabe verpflichtet sehen und eine unverwechselbare, nicht austauschbare Rolle übernehmen.

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