Ernährung aktuell

Ernährungsbericht 2000: Senioren ernähren sich einseitig

Wie es um die Ernährungssituation von Senioren, älter als 65 Jahre, bestellt ist, die noch im eigenen Haushalt leben und selbstständig sind, war für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihrem 9. Ernährungsbericht eine wichtige Fragestellung.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Ernährungswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität, Bonn, wurden dazu in einer regionalen und nationalen Studie mehr als 1900 Frauen und Männer im Alter von 65 bis älter als 85 Jahren befragt. Ermittelt wurden das Körpergewicht und die Körpergröße, Ernährungsgewohnheiten, Lebensmittelauswahl, Energie- und Nährstoffzufuhr.

Das Ergebnis: Senioren sind noch recht mobil und erfreuen sich überwiegend guter Gesundheit. Sie legen großen Wert auf regelmäßige Mahlzeiten. Obwohl ihnen die Bedeutung der Ernährung für ihre Gesundheit bewusst ist, verhalten sie sich aber oft nicht dementsprechend ernährungsbewusst. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer bezeichnete ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Sie sind überwiegend rüstig, können das Haus verlassen und einkaufen oder andere Besorgungen erledigen. Rund die Hälfte der Älteren sind noch sportlich aktiv. Sie wandern, schwimmen oder fahren Rad. Mangelnder Appetit, Kau- und Schluckbeschwerden, die gebrechlichen Senioren oft das Essen vergällen, kommen bei diesen rüstigen Senioren selten vor. Entsprechend gut ist auch ihr Ernährungszustand. Sie zeigen eher einen Trend zum Übergewicht. Fast alle Studienteilnehmer nahmen täglich eine warme Mahlzeit ein. Im Gegensatz zu jüngeren Menschen essen Senioren überwiegend zu Hause. Außer-Haus-Verzehr ist für sie ohne Bedeutung. Gegenseitige Hilfe bei der Zubereitung der Mahlzeiten ist selbstverständlich: Männer werden von ihren Partnerinnen "bekocht". Frauen, die nicht mehr für sich selbst kochen können, erhalten von ihren Kindern oder anderen Angehörigen Hilfe. Service-Angebote wie z. B. "Essen auf Rädern" werden von rüstigen Senioren kaum in Anspruch genommen. Täglich Obst, Gemüse, Milchprodukte und stärkehaltige Beilagen, mehr Misch- und Vollkornbrot als Weißbrot und mehr als einen Liter Flüssigkeit am Tag als Getränke – diese Mindestanforderungen an eine gesunde Ernährung werden von den meisten Senioren erfüllt.

Doch näher betrachtet fällt auf, dass die Ernährungsweise zum Teil zu einseitig ist. Senioren essen zu oft Fleisch und Wurst, aber zu selten oder gar keinen Fisch. Nährstoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Milch- und Vollkornprodukte stehen meist nur einmal täglich auf dem Speiseplan; manche Senioren essen sogar gar kein Obst. Obwohl die rüstigen Senioren insgesamt einen guten Ernährungszustand haben, könnten auch sie gesundheitlich von einigen Änderungen in ihren Ernährungsgewohnheiten profitieren. Gemüse und Obst sollten mehrmals täglich, auch als Rohkost und Salat, auf dem Speiseplan stehen. Fleisch, Wurst und Eier sollten dagegen seltener als bisher verzehrt werden. Diese Empfehlungen gelten insbesondere für ältere Männer. Ihre Essgewohnheiten sind insgesamt ungünstiger als die der Frauen.

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