Arzneimittel und Therapie

Nierentransplantation: Cerivastatin beeinflusst Cyclosporin-A-Spiegel nicht

Patienten nach einer Nierentransplantation entwickeln häufig eine kombinierte Hyperlipidämie mit erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten. Eine konsequente lipidsenkende Therapie ist angezeigt, da die Hyperlipidämie maßgeblich zu der sehr hohen kardiovaskulären Morbidität und Mortalität in dieser Patientengruppe beiträgt. Dabei sind mögliche Interaktionen mit Cyclosporin A zu beachten.

Statine haben hier offensichtlich ein unterschiedliches Potenzial, wie die Bayer Vital GmbH mitteilte. Das zeigt eine neue Studie bei 30 Patienten unter Cyclosporin A nach einer Nierentransplantation. Drei Monate lang behandelten die Wissenschaftler Patienten mit stabiler Transplantatfunktion und einem LDL-Cholesterin von mindestens 130 mg/dl plazebokontrolliert entweder mit 0,2 mg Cerivastatin oder mit 10 mg Atorvastatin täglich. Die Cyclosporin-A-Spiegel im Blut wurden bestimmt und angepasst, wenn Abweichungen von mehr als 25 Prozent (100 bis 150 ng/ml) auftraten.

Atorvastatin lässt die Cyclosporin-A-Spiegel steigen

Die Gabe von Statinen wirkte sich in beiden Verumgruppen unterschiedlich auf die Cyclosporin-A-Spiegel aus: Diese wurden von Cerivastatin ebenso wie in der Kontrollgruppe während der gesamten Studiendauer nicht beeinflusst. Die Dosierung des Immunsuppressivums musste in keinem Fall angepasst werden. In der Atorvastatingruppe stiegen dagegen bei vier der zehn behandelten Patienten innerhalb von sieben bis 14 Tagen nach Therapiebeginn die Cyclosporin-A-Spiegel im Blut deutlich an, und zwar über die Marke von 25 Prozent hinaus, sodass eine Dosisanpassung erforderlich wurde.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Arzneimittelinteraktion zwischen Atorvastatin und Cyclosporin A zu erklären. Wesentlich aber erscheint die Metabolisierung über das Cytochrom-P450-System. Denn sowohl die beiden Statine als auch das Immunsuppressivum werden über das Enzym CYP3A4 abgebaut. Cerivastatin jedoch verfügt anders als Atorvastatin zusätzlich über einen zweiten Abbauweg (CYP2C8), der nicht mit dem von Cyclosporin A interferiert. Ein weiterer Grund für die konstanten Cyclosporinspiegel unter der Therapie mit Cerivastatin ist nach Meinung der Wissenschaftler die vielfach geringere Serumkonzentration dieses Statins im Vergleich zu Atorvastatin.

Aus früheren Beobachtungen ist bekannt, dass die gleichzeitige Gabe von Statinen mit anderen Medikamenten, die über CYP3A4 metabolisiert werden, das Risiko für eine Rhabdomyolyse erhöhen kann, wie sie erst kürzlich bei der Kombination von Atorvastatin mit Cyclosporin A beschrieben wurde.

Literatur: Renders, L. et al. Nephrol. Dial. Transplant 16, 141–146 (2001).

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