DAZ aktuell

Lutz Bäucker: In kurzen Hosen in die Karibik

Soviel Apotheke war nie: Bayerns zwölf Millionen Einwohnern dröhnen seit Tagen noch die Ohren wg. uns Apothekern - egal, wo sie auch sind, sie hören es überall. In der Küche, im Auto, im Bett, im Bus, beim Abspülen, beim Aufstehen, unter der Dusche, beim Bügeln und auch beim Tablettenschlucken - immer und überall: "... in allen bayerischen Apotheken mit dem blauen Plakat!" wird den Bayern via Radio ins Hirn gehämmert. Dort in eben jenen Apotheken gibt's Anmeldeformulare für eine Kreuzfahrt der besonderen Art: es geht in die Karibik, es geht um die Gesundheit und - jawoll - Apotheker sind auch an Bord! Bayerische Apotheker, zum Anfassen, Angucken, Anreden, Ansprechen, Anlachen (ob zum Anmachen - das wird sich weisen!). Auf jeden Fall: Apotheker auf See, auf allen (Radio-)Wellen, in aller Ohr und aller Sinn - Imagekampagne heißt man so was heutzutage. Ohne großen Aufwand, quadratisch, praktisch, gut.

Ist man versucht, spontan zu sagen: Apo, find ich gut. Find ich ja auch, gar keine Frage! Wir müssen raus aus dem Baldrianmief, weg von buchhalterischem Pipifax, Schluss mit der Hosen-gestrichen-voll-Mentalität, mit der dauernden Selbstverleugnung. Die Bedenkenträger-Riege soll allein weiter bedenken oder sich sonstwas tun ... Raus und rauf aufs Schiff (wofür haben wir schließlich Antiemetika!), 14 Tage Dienst am dankbaren Kunden, hautnah, unentrinnbar, hart, aber herzlich. Lohnt sich bestimmt, für unsere ganze Truppe (nicht nur für den bzw. die Glückliche[n] an Bord ...). Apotheker, Leinen los!

Klingt gut, ist gut, wird gut (die DAZ wird Ihnen darüber berichten, ahoi!). Nur: die nun täglich im "Bayerischen Rundfunk" zu hörenden, blau-plakatierten Apotheken haben das leider nicht selbst initiiert (hätt' ja durchaus mal passieren können!), nein!, der Karibik-Trip mit freiwilligem Arbeitseinsatz (Beratung, Info, Selbstdarstellung, Small-Talk als Image-Förderung) ist ihnen auf silbernem Rundfunk-Tablett angeboten worden. Und beinahe hätten sie gar nicht zugegriffen: Bedenken hier, gestrichene Hosen dort, wirtschaftliche Interessen, Sie wissen doch, juristische Probleme, hmm, nun ja uswusf. Das Apothekenübliche eben. Leider.

Gottseidank waren die Schatten letztendlich aber doch nicht sooo groß, als dass nicht ein paar bayerische Pharmazeuten mutig über dieselbigen gesprungen sind. Danke, liebe Kollegen. Passieren kann nämlich nix auf hoher See, nur Positives. Wenn ihr diese Chance nicht ergriffen hättet, dann wäre eure Verbannung auf eine einsame Insel (aber nicht in der Karibik!) das Mindeste gewesen - lebenslänglich und ohne DAZ! Glück gehabt: kurze Hosen sind eben doch angenehmer als gestrichen volle ...

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