Fachliteratur

Das Pulver als Arzneiform

Ein Überblick über seine Entwicklung vom 18.-20. Jahrhundert. Von Adriane Jorek. 219 Seiten, 50 Abbildungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1998. Heidelberger Schriften zur Pharmazie- und Naturwissenschaftsgeschichte, Band 16. DM 86,-. ISBN 3-8047-1567-2

In der Reihe Heidelberger Schriften zur Pharmazie- und Naturwissenschaftsgeschichte führt die Arzneiform Pulver im Band 16 auf eine Wanderung durch die Historie der Pharmazie während der letzten dreihundert Jahre. Beschreibungen der Entwicklung anderer Arzneiformen wie Salben, Pillen, Suppositorien, Injektionen und der verschiedenen flüssigen Auszüge liegen bereits vor. Adriane Jorek wählte nolens volens "Das Pulver". In vielen der anderen Arzneiformen liegen Arzneistoffe als Pulver vor, sie sind schlechthin der Feststoff der Technologie. Deswegen ist das bearbeitete Thema durch die Verbreitung des Sujets sehr umfassend, zumal Pulver in den vergangenen Zeiten durch relativ einfache Zubereitungsweisen leicht anzufertigen waren. Der Geschichte der Herstellung durch Zerkleinern, Sieben und Mischen, Abfüllen und Verpacken sowie der Applikation und Einnahme widmet die Autorin ein ganzes Kapitel. In einem weiteren verfolgt sie an einigen Beispielen die Produktion von Pulverarzneien in den Anfängen der industriellen Erzeugung. Das geschieht knapp, denn Spezialitäten in Form von Pulververmischungen gehörten einer kurzen Epoche an. Dem folgt eine unvermeidlich begrenzte Beschreibung der Weiterentwicklung zu moderneren festen Arzneiformen. Die Autorin verdeutlicht die allmähliche Reduktion der Arzneiform Pulver in bezug auf die Fülle der Rezepturen in der Literatur und der Pulverzusammensetzung in der einzelnen Vorschrift. Das geschieht im Hauptteil chronologisch bei der Durchsicht vieler Arznei-, Lehr- und Handbücher der letzten dreihundert Jahre. Häufig deuten die Benennungen auf die Anwendung, die beim Leser mitunter Gruseln verursacht. Die Autorin vermeidet Wertungen, denn die Indikation in der einem Galenikum gewidmeten Arbeit kann nur eine untergeordnete Rolle spielen. Interessant sind in dieser Hinsicht die Rezepte der Armenpharmakopöen. Sie verzichten auf überflüssige Zusätze, bevorzugen einheimische Drogen vor teuren Importen und beschränken insgesamt die Vielzahl der Bestandteile. Dadurch werden sie überschaubarer, vielleicht auch verträglicher? Die Kosten der Arzneimittel sollten niedrig bleiben, "ohne das Beste der Armen aus den Augen zu verlieren". Die interessante Darstellung wird im Kapitel Herstellung durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht und ein umfassendes Quellenverzeichnis angeschlossen. Gisela Wurm, Essen

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