Arzneimittel und Therapie

Kardiologie: Reperfusionstherapie bei akutem Herzinfarkt

Bei einem Herzinfarkt gibt es zwei Möglichkeiten, das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen: die Thrombolyse mit Medikamenten und interventionelle Verfahren mit Ballonkathetern oder Stents.

Die Überlebenszeit des Myokards nach einem Herzinfarkt beträgt nur wenige Stunden. Wenn in der erste Stunde des Infarkts Therapiemaßnahmen erfolgen, wird die Mortalität halbiert. Als thrombolytisch wirkende Arzneimittel werden Streptokinase oder verschiedene Plasminogenaktivatoren eingesetzt. Alteplase hat eine Halbwertszeit von 5 Minuten und muß kontinuierlich infundiert werden. Reteplase ist ein neuer Plasminogenaktivator mit einer Halbwertszeit von 18 Minuten. Die längere Wirkdauer erlaubt eine Doppelbolusinjektion. In der therapeutischen Wirksamkeit bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Alteplase und Reteplase. Als Alternative zu einer thrombolytischen Therapie bieten sich interventionelle Verfahren an, die man abgekürzt als PTCA (perkutane transluminale coronare Angioplastie) bezeichnet. Besteht eine Kontraindikation gegen eine thrombolytische Therapie, dann sollte eine mechanische Intervention erwogen werden. Auch wenn ein kardiogener Schockzustand vorliegt, erweist sich eine mechanische Intervention als günstiger. Eine Routine-PTCA sofort nach einer thrombolytischen Therapie ist jedoch ungünstig. Ob eine PTCA besser ist als eine thrombolytische Therapie, wenn beide Therapieformen in Frage kommen, ist noch unklar. Die Auswertung von Registern mit großen Patientenzahlen hat ergeben, daß durch invasive Verfahren keine überzeugende Verbesserung des Therapieerfolgs zu verzeichnen ist. Nach einer Analyse von Untergruppen ist innerhalb von vier Stunden nach Schmerzbeginn eine thrombolytischen Therapie besser. Patienten haben erst dann einen Vorteil, wenn sie vier Stunden oder später nach Schmerzbeginn mit einer PTCA behandelt werden.

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