Arzneimittelgroßhandel

Phagro beklagt sinkende Margen trotz gestiegener Umsätze

Berlin - 12.04.2024, 12:15 Uhr

Der Vorsitzende des Phagro, Marcus Freitag. (Foto: IMAGO/ Political-Moments)

Der Vorsitzende des Phagro, Marcus Freitag. (Foto: IMAGO/ Political-Moments)


Trotzt gestiegener Umsätze verdient der Arzneimittelgroßhandel weniger Geld. Der Branchenverband Phagro sieht die Hauptursache dafür in der vermehrten Abgabe hochpreisiger Arzneimittel. Phagro-Chef Marcus Freitag fordert eine Reform der Vergütungsstruktur für den Großhandel.

Der pharmazeutische Großhandel verdient nach Aussage des Branchenverbands Phagro immer weniger Geld. Trotz gestiegener Umsätze schwinden die Großhandelsmargen, sagt Phagro-Chef Marcus Freitag in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Er stützt sich auf aktuelle Zahlen des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH). Demnach erwirtschaftete die Branche im Jahr 2023 in Deutschland 40,38 Milliarden Euro, davon entfallen etwa 85 Prozent auf verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Schere zwischen Umsatz und Großhandelsmarge

Gleichzeitig sei die Marge für Rx-Arznei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Sie lag im Jahr 2017 noch bei 4,39 Prozent und fiel 2023 auf einen bisherigen Tiefstwert von 3,86 Prozent. „Die Schere zwischen Umsatz und Marge geht immer weiter auseinander. Das zeigt: Wir müssen dringend wieder zu einer leistungsgerechten Vergütungsstruktur kommen“, sagt Freitag. Die Kosten für den Großhandel stiegen fortlaufend, eine Anpassung der Vergütung stehe jedoch aus.

Hauptursache: Immer mehr Hochpreiser

Der Großhandel erhält pro Arzneimittelpackung einen Zuschlag von 3,15 Prozent auf den Abgabepreis des Herstellers plus 73 Cent, erinnert der Phagro in seiner Mitteilung. Freitag sieht eine Hauptursache für das Auseinanderdriften von Umsatz und Marge in dem drastischen Anstieg des Umsatzes mit hochpreisigen Arzneimitteln. Im Jahr 2023 habe der Großhandel davon so viele abgegeben, wie nie zuvor. Je höher der Preis, desto niedriger falle die Marge aus.

Denn ab einem Packungspreis von 1.200 Euro greift eine Kappungsgrenze. Damit erhalten die Großhändler maximal 38,53 Euro pro Packung, auch wenn deren Preis deutlich höher ist. Laut Phagro wurden im Jahr 2023 etwa 4,7 Millionen Packungen abgegeben, deren Preis oberhalb der Kappungsgrenze lag – innerhalb der vergangenen sechs Jahre habe sich die Zahl nahezu verdoppelt. Die Problematik sinkender Margen werde durch die gegenwärtige Hochzinsphase noch verschärft, für Investitionen fehle dem Großhandel notwendiges Kapital.

Reform der Vergütung

„Von Jahr zu Jahr wird deutlicher: Der Großhandel braucht dringend eine Reform seiner gesetzlichen Vergütung“, fordert Freitag. „Die veraltete Preispolitik verschärft auch die aktuellen Probleme der Lieferengpässe. Die Bundesregierung muss dringend reagieren und bereits jetzt alle notwendigen Schritte für eine fachliche Überprüfung der gesetzlichen Großhandelsvergütung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung einleiten.“


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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