Impulspapier zu Früherkennung

ABDA zu BMG-Präventionsplänen: „Nur im Schulterschluss mit Ärzteschaft“

Berlin - 16.10.2023, 16:00 Uhr

Will sich genau anschauen, welche Präventionsleistungen in Apotheken sinnvoll sind: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)

Will sich genau anschauen, welche Präventionsleistungen in Apotheken sinnvoll sind: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)


Von den Verbänden der Ärzteschaft hagelt es Kritik an den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums, Apotheken stärker in die Präventionsarbeit einzubinden. Die ABDA stellte nun klar, dass die Apotheke vor Ort „für viele Menschen die niedrigschwellige Pforte ins Gesundheitssystem“ darstelle. Man erwarte aber, dass alle weiteren Schritte mit Apothekerschaft und Ärzteschaft abgestimmt werden. 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will Apotheken stärker in die Präventionsarbeit einbinden. Laut dem „Impulspapier Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, das auf den 5. Oktober datiert ist, geht es dabei unter anderem um niedrigschwellige Beratung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Cholesterinwert-Bestimmung.

Die Ärzteschaft ist wenig begeistert von den Plänen. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, kritisierte in einer Pressemitteilung von diesem Sonntag, Apotheken seien keine „Arztpraxen-to-go“.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening machte in einem Statement am Montag gegenüber der DAZ klar, dass die Apothekerschaft „präventive Leistungen nur im Schulterschluss mit Ärztinnen und Ärzte zum Wohle der Menschen anbieten will“. Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums würde man bislang ohnehin nur aus den Medien kennen. Grundsätzlich aber sei die Apotheke vor Ort „für viele Menschen die niedrigschwellige Pforte ins Gesundheitssystem. Die pharmazeutische Expertise der Apothekerinnen und Apotheker kann und sollte stärker genutzt werden, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern. Apothekerinnen und Apotheker sind Heilberufler, die den Patientinnen und Patienten bei Gesundheitsfragen flächendeckend – auch nachts und am Wochenende – wohnortnah zur Verfügung stehen“.

Man müsse sich aber „genau anschauen, welche Präventionsleistungen in Apotheken sinnvollerweise angeboten werden können“. Die ABDA erwarte, dass das Bundesgesundheitsministerium alle weiteren Schritte gemeinsam mit der Apotheker- und Ärzteschaft vornehmen wird.

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Unterdessen äußerten weitere Ärztinnen- und Ärzteverbände Unmut über die Pläne aus dem Hause Lauterbach. Die stellvertretende Vorsitzende des Hartmannbundes, Anke Lesinski-Schiedat, erklärte am Montag laut einer Pressemitteilung, dass in der Sache der Stellungnahme der BÄK nicht mehr viel hinzuzufügen sei. Das von Lauterbach „inzwischen regelmäßig an den Tag gelegte Zwei-Komponenten-Verfahren“ mache „seine Politik und deren Auswirkungen so unangenehm“ so Lesinski-Schiedat. Gemeint sei die Komponente „sachlich falsch“ in Kombination mit der Komponente „einsame Entscheidung“. Das „verleihe dem jeweiligen Ergebnis gesundheitspolitisch seine besondere Unverdaulichkeit“. Da die Ankündigungen des Ministers „so unabgestimmt mit allen Beteiligten und unausgegoren“ seien, frage man sich, ob sie Lauterbach „spontan in der Talkshow oder im Interview durch den Kopf“ gingen.

Keine „Light-Anlaufstelle draufzusetzen“

Der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen und Hausärzteverbandes, Markus Beier, nannte die Pläne Lauterbachs „vollkommen absurd“, das Vorgehen „sprunghaft und undurchdacht“. Es sei zwar richtig, dass die Politik beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Kampf ansage, aber „der Gedanke, einfach noch eine Light-Anlaufstelle draufzusetzen“ sei „viel zu kurz gesprungen“. Apotheken seien zudem „ebenfalls völlig überlaufen“, außerdem würden viele Apothekerinnen und Apotheker diese Aufgaben gar nicht übernehmen, „denn sie wissen, dass ihre unverzichtbaren Kompetenzen ganz woanders liegen und da auch dringend benötigt sind“. Die Pläne würden zu einer höheren Belastung des Gesundheitssystems führen ohne Mehrwert für Patientinnen und Patienten.

Es brauche „endlich ein Ende dieser erratischen Politik, die je nach Tagesform einmal hier, einmal da an einer kleinen Stellschraube dreht, statt die Großbaustelle ‚Gesundheitssystem‘ systematisch im Ganzen anzugehen“, so Beier. Es müsse mehr Struktur „in dieses chaotische System“ gebracht werden. Dazu würden „dringend feste Zuständigkeiten“ gehören nun nicht noch mehr Anlaufstellen.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Guter Ansatz

von ratatosk am 24.10.2023 um 16:00 Uhr

Bei Karl ist klar geworden, daß eine Kommunikation sinnlos ist, da er einen Teil nicht versteht und den anderen nicht wirklich kapiert.
Man sollte möglichst viele Gruppen des Gesundheitswesens versuchen mit anzusprechen, da jegliche lokale von Konzernen noch unabhängige Gruppe von Karl und dem Bfarm angegriffen wird. also auch von den Hebammen bis zu orthopädischen Schuster. Nur mit eine kritischen Zahl ist in der deutschen Politik was über die Medien zu erreichen, gute Argumente sind bei diesem Gegenüber leider ziemlich sinnlos geworden, das war früher sicher der richtige Ansatz, aber bei Karl ?

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Dr. Lauterbach

von Gerhard Zibulak am 17.10.2023 um 14:00 Uhr

Wenn man die Kommentare zum Gespräch zwischen dem Geisterfahrer im Gesundheitssystem Dr. Lauterbach und Frau Overwiening liest, wird klar, was der BGM Chef vorhat.
Die Leistungserbringer sollen zu staatlich kontrollierten Hiwigehältern das Gesundheitswesen stemmen. Zugepflastert mit von Politik verursachter sinnloser Bürokratie in 60 Stunden Wochen plus Notdienst. Herr Lauterbach glaubt ja auch ernsthaft, eine Durchschnittsapotheke sei mit € 160.000 vor Abzug des Unternehmerlohns auf Dauer wirtschaftlich ohne Risiko zu betreiben. Die typische Alibaba Politik der SPD. Arbeitnehmer sollen möglichst 10% pro Jahr mehr haben, die Arbeitgeber sollen sehen wo es herkommt. Vielleicht hilft ja der Flaschengeist.
Zeigen wir den Vertretern die politischen Blase in Berlin endlich die rote Karte. Die gelbe Karte schwenken reicht nicht mehr.

Vielleicht sollten wir uns ab sofort zu Beginn des Notdienstes krank melden....:-)

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