Apobank-Umfrage

Apotheker:innen unter Heilberuflern am pessimistischsten

Berlin - 22.06.2023, 17:00 Uhr

Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Fachkräftemangel: Wie tickt die Apothekerschaft in Krisenzeiten? (Foto: IMAGO / Müller-Stauffenberg)

Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Fachkräftemangel: Wie tickt die Apothekerschaft in Krisenzeiten? (Foto: IMAGO / Müller-Stauffenberg)


Corona-Pandemie, Fachkräftemangel und steigende Kosten überall: Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank wollte wissen, wie sich die Heilberufe in diesen Zeiten der vielfältigen und sich verstärkenden Krisen schlagen. Bei der Umfrage kommt heraus: Die Apothekerschaft sieht sich in vielerlei Hinsicht am stärksten betroffen.

So gut wie alle Apotheker:innen klagen über gestiegene Kosten – und so gut wie alle gehen davon aus, dass sich an der Situation auch im Verlauf des Jahres nichts ändern wird. Und: Unter den Heilberufler:innen sind die Apotheker:innen die pessimistischsten. Wer bislang seine Zweifel an diesem düsteren Stimmungsbild hatte, kann sich nun bei einer an diesem Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) die Bestätigung holen. Befragt wurden dabei zu Themen rund um Energiekrise und Inflation in der zweiten Aprilhälfte 601 Heilberuflerinnen und Heilberufler. Von diesen waren 13 Prozent Apotheker:innen, 22 Prozent Zahnärzt:innen und 65 Prozent Ärzt:innen. 27 Prozent der Befragten waren angestellt und 73 Prozent selbständig.

„Der Großteil unserer befragten Kundinnen und Kunden spürt die Auswirkungen von Energiekrise, Fachkräftemangel und Inflation in ihrem Arbeitsalltag, und was die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation betrifft, ist das Meinungsbild je nach Fachrichtung heterogen“, fasste Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der Apobank, die Umfrageergebnisse in einer Pressemitteilung zusammen. „Während Medizinerinnen und Mediziner trotz der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ereignisse im Allgemeinen zuversichtlich bleiben, blicken die Apothekerinnen und Apotheker düsterer in die Zukunft. Die selbständigen Heilberufler spüren vor allem den ökonomischen Druck.“

Von den befragten selbständigen Apotheker:innen gaben 94 Prozent an, im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 mit gestiegenen Kosten zu tun zu haben, während es bei der Zahnärzteschaft 83 Prozent und den Humanmediziner:innen 86 Prozent waren. Gleichzeitig gaben nur 31 Prozent der Apotheker:innen an, dass auch die Umsätze in dem Zeitraum gestiegen sind, für 40 Prozent waren sie vergleichbar, bei 29 Prozent sogar geringer. In diesem Zusammenhang wundert es nicht, dass 87 Prozent der selbständigen Apotheker:innen angaben, dass die Maßnahmen der Regierung zum Ausgleich von Inflation und Energiekosten nicht ausreichen – im Schnitt sagten das bei den Heilberufler:innen 74 Prozent.

Was die betriebswirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr angeht, gibt es wenig Hoffnung auf Veränderung in der Apothekerschaft. 96 Prozent der Befragten gaben an, dass die Kosten steigen werden, während die Umsätze sinken (21 Prozent), stabil bleiben (52 Prozent) oder steigen (27 Prozent). Dem entspricht, dass nur 20 Prozent der Apothekerschaft (sehr) optimistisch auf den Jahresverlauf 2023 schaut, 55 Prozent teils/teils und 25 Prozent (sehr) pessimistisch. Im Verglich dazu sind bei den Heilberufler:innen im Durchschnitt 34 Prozent (sehr) optimistisch, 49 Prozent teils/teils und 17 Prozent sind (sehr) pessimistisch.

Auswirkungen auf Kundschaft

Aber auch bei der Kundschaft merken vor allem die Apotheker:innen die Auswirkungen der Inflation. 54 Prozent gaben an, dass vermehrt nach günstigeren Produkten oder Angeboten gefragt werde. Laut 46 Prozent werden weniger rezeptfreie Produkte gekauft und 18 Prozent gaben sogar an, dass die Kund:innen seltener die Apotheke besuchen.

In der Umfrage ging es aber auch darum, was die Apotheker:innen tun, um diesen Trends entgegenzuwirken. Hier stehen vor allem die pharmazeutischen Dienstleistungen im Mittelpunkt: 42 Prozent gaben an, dass die Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und 37 gaben an, sie würden dies planen. Ansonsten standen ein verstärktes Marketing und Neukundenakquise (60 Prozent) sowie ein verstärktes Angebot von OTC-Produkten oder freiverkäuflicher Ware (52 Prozent) als Maßnahmen zur Ertragssteigerung auf dem Programm.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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