Empfehlung der Fachgesellschaften veröffentlicht

Tamoxifen-Engpass in der 20mg-Dosierung

Stuttgart - 09.02.2022, 14:39 Uhr

Die Zahl der Betroffenen von einem Tamoxifen-Engpass wird auf 120.000 bis 130.000 Patient:innen geschätzt. Darunter sind nicht nur Brustkrebspatient:innen. (x / Foto: andreaobzerova / Adobestock)

Die Zahl der Betroffenen von einem Tamoxifen-Engpass wird auf 120.000 bis 130.000 Patient:innen geschätzt. Darunter sind nicht nur Brustkrebspatient:innen. (x / Foto: andreaobzerova / Adobestock)


Einige Apotheken dürften es schon bemerkt haben: Tamoxifen ist derzeit nicht lieferbar. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die Fachgesellschaften bereits über den Lieferengpass informiert. Zudem will sich der Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen heute mit dem Thema befassen. Wie mit dem Engpass umzugehen ist, dazu haben die betroffenen Fachgesellschaften jetzt eine Stellungnahme veröffentlicht.

„Seit Januar 2022 besteht bei Produkten mehrerer Hersteller/Vertreiber von Tamoxifen nahezu vollumfänglich ein Lieferengpass“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) am heutigen Mittwoch auf ihrer Website. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte die Fachkreise über einen Lieferengpass bei Tamoxifen bereits zuvor informiert. Aktuell betroffen sollen circa 85 Prozent des Tamoxifen-Marktes sein. Jedoch manifestiere sich der Engpass bislang vor allem in der 20-mg-Dosierung.

Dieser Lieferengpass muss noch nicht zwangsläufig einen Versorgungsengpass bedeuten. So kann der selektive Östrogen-Modulator bei Patient:innen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom in der 10-mg-Dosierung offenbar noch ausgeliefert werden. Zudem heißt es, dass in einigen Indikationen Tamoxifen temporär durch andere Formen der endokrinen Therapie ersetzt werden kann, wenn keine Kontraindikationen vorliegen. Allerdings ist ein solcher Ersatz mit einer höheren Nebenwirkungsrate belastet.

Auch wenn Patient:innen also bislang noch versorgt werden können, fordert die DGHO: „Es müssen kurzfristig alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, um den Lieferengpass bei Tamoxifen zu beenden und einen Versorgungsengpass zu verhindern. Die Zahl der betroffenen Patient*innen ist hoch.“ Sie wird auf 120.000 bis 130.000 Patient:innen geschätzt.

Warum kommt es zum Engpass?

Wie die DGHO erklärt, sind die Hintergründe des Engpasses nicht vollständig geklärt. Eine mögliche Erklärung sei jedoch ein Anstieg der Verschreibungen seit dem ersten Quartal 2020 – „im zeitlichen Zusammenhang mit den Lockdown-Maßnahmen aufgrund der COVID-19-Pandemie in Kombination mit einer geringen Flexibilität in den Herstellungsprozessen“.

Auch das BfArM hat auf Anfrage der DAZ erklärt, dass „unter Berücksichtigung der dem BfArM verfügbaren Informationen“ die Ursachen des Engpasses vielfältig seien. Diese hätten „sukzessive und in Wechselwirkung zu dem aktuellen Verfügbarkeitsstatus geführt“. Ein zentrales Problem, das Auswirkungen auf die Gesamtverfügbarkeit von Tamoxifen hätte, sei nicht belegbar.

Außerdem heißt es, dass sich das BfArM in einem intensiven Austausch mit allen involvierten Akteuren auf nationaler und europäischer Ebene befinde. Maßnahmen zur Kompensation des Engpasses sollen sich bereits in Abstimmung befinden. An dieser sollen neben der pharmazeutischen Industrie auch das Bundesministerium für Gesundheit und die Aufsichtsbehörden der Bundesländer beteiligt sein. Die am heutigen Mittwoch stattfindende Sitzung des Beirats nach § 52b Abs. 3b AMG zu Liefer- und Versorgungsengpässen werde sich zudem mit all dem befassen.

Die nun von den Fachgesellschaften veröffentlichte Stellungnahme bietet einen Überblick, in welchen Indikationen Tamoxifen in welchen Dosierungen eingesetzt wird (z.B. auch Prostatakarzinom) – und gibt Empfehlungen „zu einem möglichen, temporären Ersatz von Tamoxifen“. Diese können Sie hier (in einer Tabelle auf Seite 5) nachlesen. 


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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