PEI-Sicherheitsbericht

COVID-19-Impfung bei Jugendlichen – wie häufig ist eine Myokarditis?

Stuttgart - 24.08.2021, 09:15 Uhr

Das Paul-Ehrlich-Institut hat in seinem aktuellen Sicherheitsbericht die Raten von Herzmuskelentzündungen bei Jugendlichen mit und ohne Corona-Impfung verglichen. (Foto: deagreez / AdobeStock)

Das Paul-Ehrlich-Institut hat in seinem aktuellen Sicherheitsbericht die Raten von Herzmuskelentzündungen bei Jugendlichen mit und ohne Corona-Impfung verglichen. (Foto: deagreez / AdobeStock)


Häufigste schwerwiegende Meldung bei Jugendlichen: Myo-/Perikarditis

Als schwerwiegende Reaktion wurde am häufigsten eine Myo-/Perikarditis (24 Meldungen) berichtet, meist waren die Erkrankten männlich (22), nur zwei Fälle betrafen weibliche Jugendliche. Das PEI räumt an, dass „alle Fälle schwerwiegend“ waren. Nur bei 21 von 24 Jugendlichen ist bekannt, nach welche Dosis sich die Myo-/Perikarditis entwickelte, in diesen Fällen war es meist (62 Prozent, 13 Fälle) nach der zweiten Impfdosis.

Ausgang der Myo-/Perikarditis

Wie verlief die Myo-/Perikarditis? Sind die Betroffenen mittlerweile wieder genesen? Dem PEI liegen Informationen vor, dass sieben Jugendliche zwischenzeitlich wieder genesen oder auf dem Weg der Besserung sind, bei elf Geimpften sei der vorherige Gesundheitszustand noch nicht wiederhergestellt. In sechs Fällen liegen dem PEI keine Informationen zum Ausgang der Myo-/Perikarditis vor. Bislang wurde kein Todesfall bei Jugendlichen berichtet, die Daten zum Verlauf deuten laut PEI zudem auf einen „günstigeren Verlauf der Myokarditis im Vergleich zu in der Literatur beschriebenen Myokarditis-Verläufen“ hin.

Wie viel häufiger ist eine Myokarditis nach Impfung?

Das PEI hat berechnet, dass es bei Kindern eine Melderate von 1,77 Fällen einer Myo-/Perikarditis pro 100.000 Dosen Comirnaty® gab. Berücksichtigt wurde die Impfquote bis zum 31. Juli 2021 mit 20,5 Prozent für einmal geimpfte Kinder und 9,9 Prozent für vollständig geimpfte Kinder. Betrachtet man nur die männlichen Jugendlichen – die eine Myo-/Perikarditis häufiger erleiden –, kommt man auf eine höhere Melderate von 3,18 pro 100.000 Impfdosen. Betrachtet man ausschließlich vollständig geimpfte Jungen, gab es unter 17.483 geimpften Jungen einen mit Myo-/Perikarditis.

24 statt 15 Fälle in 30 Tagen

Interessant ist an dieser Stelle, wie hoch die Hintergrundinzidenz einer Myokarditis bei Zwölf- bis 17-Jährigen ist – also wie häufig kommt es auch ohne COVID-19-Impfung in dieser Altersgruppe zu einer Herzmuskelentzündung? Das PEI hat anhand von Daten zur Hintergrundinzidenz aus dem Jahr 2020 (8,66 Myokarditisfällen pro 100.000 Personenjahre) berechnet, wie häufig eine Myokarditis bei geimpften Jugendlichen statistisch zufällig erwartet worden wären. Das PEI kommt auf fünf Fälle einer Myokarditis in der Impfkohorte innerhalb von 14 Tagen – gemeldet wurden mit 15 Fällen dreimal so viele. Innerhalb von 30 Tagen hätte das PEI zehn Kinder mit Myokarditis erwartet, gemeldet wurden 24.

US-Studie kam ebenfalls auf höhere Myokarditisraten nach Impfung

Erst jüngst hatten Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten die Raten von Myokarditis und Perikarditis nach COVID-19-Impfungen mit der Häufigkeit dieser kardialen Ereignisse vor Verfügbarkeit der Corona-Impfstoffe verglichen. Auch sie kamen auf höhere Myo- und Perikarditisraten im Zusammenhang mit mRNA-Corona-Impfungen: So lag die durchschnittliche monatliche Zahl an Myokarditis- oder Myoperikarditisfällen in der Zeit vor der Impfung bei 16,9 gegenüber 27,3 in der Zeit nach der Impfung. Die durchschnittliche Anzahl der Perikarditisfälle betrug 49,1 vor Verfügbarkeit der Impfstoffe beziehungsweise 78,8 danach.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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