Petition für einen gendergerechten Pflichttext

Fragen Sie in Zukunft Ärzt:in oder Apotheker:in zu Risiken und Nebenwirkungen?

Stuttgart - 19.05.2021, 09:15 Uhr

In Apotheken arbeiten deutlich mehr Apothekerinnen als Apotheker. Trotzdem heißt es im Pflichttext, man solle zu Risiken und Nebenwirkungen den Apotheker fragen. (Foto: Robert Kneschke/AdsobeStock)

In Apotheken arbeiten deutlich mehr Apothekerinnen als Apotheker. Trotzdem heißt es im Pflichttext, man solle zu Risiken und Nebenwirkungen den Apotheker fragen. (Foto: Robert Kneschke/AdsobeStock)


„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Dieser Satz ist unter Arzneimittelwerbung, die sich nicht an Fachkreise richtet, Pflicht. So legt es das Heilmittelwerbegesetz fest. Das generische Maskulinum „Arzt oder Apotheker“ ist an dieser Stelle vorgeschrieben. Das Unternehmen Angelini Pharma möchte das ändern und fordert in einer Petition die Aufnahme von gendergerechten Formulierungen in das Heilmittelwerbegesetz.

Während in vielen Lebensbereichen gendergerechte Sprache mittlerweile alltäglich geworden ist, ist in Gesetzestexten immer noch das generische Maskulinum üblich. Für entsprechende Aufregung sorgte daher auch im vergangenen Jahr ein Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium, der komplett in der weiblichen Form formuliert war. Das Bundesinnenministerium zweifelte gar an der Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes, in dem nur weibliche Sprachformen verwendet werden. Bei formaler Betrachtung habe das zur Folge, dass das Gesetz gegebenenfalls nur für Frauen gelte und damit „höchstwahrscheinlich verfassungswidrig“ wäre, hieß es.

Arzt und Apotheker bilden die Diversität des Personals nicht ab

Die Firma Angelini Pharma möchte nun am generischen Maskulinum zumindest im Heilmittelwerbegesetz rütteln und setzt sich für eine gendergerechte Sprache dort ein. Denn die Formulierung des Pflichttextes im generischen Maskulinum „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ ist auch hier fest vorgegeben und darf nicht verändert werden. Aber das bildet nach Ansicht der Firma Angelini Pharma die Diversität des medizinischen Fachpersonals in Deutschland nicht ab. Von rund 402.000 berufstätigen Ärzt:innen seien allein im Jahr 2019 etwa 47,6 Prozent und damit knapp die Hälfte weiblich gewesen. Bei den Apotheker:innen liege der Frauenanteil mit 70,5 Prozent in den vergangenen Jahren sogar deutlich über dem Anteil der Männer, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. 

„Das Thema gendergerechte Sprache ist für Angelini Pharma ein wichtiges Anliegen. Als Unternehmen wollen wir unseren Beitrag leisten, damit eine umsichtige und inklusive Sprache gesellschaftlich akzeptiert wird und so ein realistisches Abbild unserer Lebenswirklichkeit schafft“, wird Daniela Sommer, Head of Marketing bei Angelini Pharma, zitiert.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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