Rote-Hand-Brief

Risiko der Herzklappeninsuffizienz unter Fluorchinolonen

Stuttgart - 29.10.2020, 10:30 Uhr

In einem Rote-Hand-Brief informieren BfArM, EMA und Zulassungsinhaber über das Risiko einer Herzklappeninsuffizienz unter Fluorchinolonen. (s / Foto: Schwanen Apotheke, Stuttgart)

In einem Rote-Hand-Brief informieren BfArM, EMA und Zulassungsinhaber über das Risiko einer Herzklappeninsuffizienz unter Fluorchinolonen. (s / Foto: Schwanen Apotheke, Stuttgart)


2018: Rote-Hand-Brief zu Aortenaneurysmen

Erst im April 2019 informierte ein Rote-Hand-Brief über neue Zulassungsbeschränkungen systemischer fluorchinolonhaltiger Antibiotika. Unter anderem dürfen die Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxaxin seither nicht mehr bei selbstlimitierenden Infektionen, wie Bronchitis, Pharyngitis und Tonsillitis, eingesetzt werden. Nicht mehr indiziert sind sie außerdem bei leichten oder mittelschweren Infektionen – unkomplizierten Harnwegsinfekten, Otitis media, Sinusitis oder Exazerbationen einer COPD – außer andere Antibiotika wirken nicht. Auch zur Prävention von Reisedurchfällen und rezidivierenden Harnwegsinfekten stehen Fluorchinolone seither nicht mehr zur Verfügung. Die Maßnahmen waren damals Ergebnis eines 2017 vom BfArM angestoßenen Risikobewertungsverfahrens zu der antibiotischen Wirkstoffklasse. Unter Chinolonen und Flurochinolonen war es zu schwerwiegenden und anhaltenden Nebenwirkungen gekommen, die Sehnen, Muskeln, Gelenke und das Nervensystem betreffen. Außerdem kam es auch zu zentralnervösen Störungen wie etwa Müdigkeit, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Probleme beim Sehen oder Hören sowie veränderter Geschmacks- oder Geruchssinn.

Seit 2019 ist mit Delafloxacin (Quofenix®) ein weiteres Fluorchinolon in der EU zugelassen, in Deutschland ist es laut der Gelben Liste nicht in Verkehr.

Im Oktober 2018 hatte eine Rote Hand davor gewarnt, dass inhalative und systemische Fluorchinolone das Risiko für Aortenaneurysmen und -dissektionen erhöhen können. Die Gefahr besteht vor allem bei älteren Personen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Roter-Hand-Brief warnt vor Herzklappeninsuffizienz unter Fluorchinolonen

Achtung bei Ciprofloxacin & Co.

Verordnungen über Ciprofloxacin und Co.

Wann Fluorchinolone und wann nicht? 

Neue Daten entkräften Sorge um Aortenaneurysmen und -dissektionen

Keine Angst vor Fluorchinolonen

Fluorchinolone unter kritischer Beobachtung

Stimmt die Nutzen-Risiko-Bilanz noch?

Beratungstipps zu Verordnungen über Ciprofloxacin und Co.

Hilfe, ein Fluorchinolon-Rezept!

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.