Welche Stoffe dürfen eingesetzt werden?

Konservierung von Rezepturen für Kinder

Stuttgart - 01.07.2020, 15:20 Uhr

Vorsicht bei Propylenglycol und Benzoesäure! (c / Foto: stock.adobe.com / thingamajiggs)

Vorsicht bei Propylenglycol und Benzoesäure! (c / Foto: stock.adobe.com / thingamajiggs)


Propylenglycol für jüngere Kinder gefährlich

Bei der Verwendung des Methyl-4-hydroxybenzoat-Konzentrates ist allerdings zu beachten, dass das Lösungsmittel Propylenglycol gerade für jüngere Kinder als kritischer Hilfsstoff angesehen wird. Aufgrund einer unzureichenden Verstoffwechselung dieses Alkohols besteht die Gefahr einer Kumulation. Propylenglycol und der daraus gebildete Aldehyd können dann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und Krämpfe auslösen. Eine tägliche Applikation von 50 mg Propylenglycol pro Kilogramm Körpergewicht kann bei Kindern unter 5 Jahren daher gesundheitsschädlich sein.

Mehr zum Thema

Zur Konservierung von Dermatika darf Propylenglycol zwar eingesetzt werden, eine Anwendung bei Früh- und Neugeborenen soll aber trotzdem vermieden werden. In dieser Altersgruppe ist die Hautbarriere noch nicht genügend entwickelt und es besteht das grundsätzliche Risiko einer Aufnahme der Substanz über die Haut.

Auch Benzoesäure problematisch

Dermatika und Oralia mit leicht sauren pH-Werten können statt mit Sorbinsäure auch mit Benzoesäure konserviert werden. Zur Verarbeitung dieser Säure in Zubereitungen gilt prinzipiell die gleiche Vorgehensweise wie bei der Sorbinsäure auch. Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit der Benzoesäure wird das leicht wasserlösliche Salz Natriumbenzoat in Kombination mit Citronensäure zur Konservierung verwendet. Kinder unter 2 Jahren können Benzoesäure allerdings aufgrund einer noch unreifen Enzymaktivität nur unvollständig abbauen. Die Substanz kann sich daher anreichern, und es besteht die Gefahr einer schweren Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS). Eine Konservierung pädiatrischer Zubereitungen zur oralen Anwendung mit Benzoesäure sollte daher grundsätzlich unterbleiben. Eine Konservierung ist nur möglich nach einer Risikobeurteilung hinsichtlich des Alters des Kindes, der täglichen Dosis und der Behandlungsdauer.

Mehr zum Thema

Verbringen Sie den Sommerurlaub zu Hause?

Der Rezeptursommer hat begonnen

Zur Konservierung pädiatrischer Zubereitungen zum Auftragen auf die Haut oder zur Einnahme ist Sorbinsäure das Mittel der Wahl. Ist ein Einsatz dieser Substanz aufgrund höherer pH-Werte nicht möglich kann auf Methyl-4-hydroxybenzoat zurückgegriffen werden. Ist nur eine kurze Haltbarkeit der Zubereitung nötig und eine Kühllagerung gewährleistet, kann notfalls auch eine unkonservierte Rezeptur hergestellt werden.



Dr. Annina Bergner, Apothekerin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Wann? Wie? Womit?

Rezepturen konservieren

Konservierungsmittel in der Rezeptur

Schutz vor Verderben

Lieferengpässe von Kinderarzneimitteln mit Rezepturen überbrücken

Bitterblocker und Kolbenpipetten

Emulgatoren und Konservierungsmittel für die Dermatika der Zukunft

Neues aus der Rezeptur

Individualrezepturen gefährden Stabilität

NRF: Besser keine frei zusammengesetzten Erythromycin-Rezepturen

Verarbeitung mit Salicylsäure oder Glucocorticoiden

Clotrimazol in der Rezeptur – so klappt's

Tipps für die Rezeptur

Suspensionen für die Pädiatrie

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.