DAZ.online Spezial: Sonnenschutz

Erhöhte Lichtempfindlichkeit durch Medikamente

Stuttgart - 11.06.2020, 07:00 Uhr

UV-A-Strahlung dringt problemlos durch Glas. Deshalb kann selbst das Licht beim Autofahren ausreichen, um Hautschäden zu verursachen, wenn photosensibilisierende Wirkstoffe dies begünstigen. (c / Foto: imago images / Marius Schwarz)

UV-A-Strahlung dringt problemlos durch Glas. Deshalb kann selbst das Licht beim Autofahren ausreichen, um Hautschäden zu verursachen, wenn photosensibilisierende Wirkstoffe dies begünstigen. (c / Foto: imago images / Marius Schwarz)


„Unter Sonneneinstrahlung kann es durch Lichtsensibilisierung zu phototoxischen Reaktionen der belichteten Hautareale kommen [...] Sonnenbaden im Freien oder in Solarien sollte daher während der Behandlung vermieden werden.“ Dieser Auszug aus den „Nebenwirkungen“ findet sich in den Beipackzetteln betroffener Medikamente. Wie kommt es zu dieser Photosensibilisierung? 

Mit Licht- oder Photosensibilisierung ist eine erhöhte Empfindlichkeit der Haut gegenüber der UV-Strahlung gemeint. Dabei können phototoxische von photoallergischen Reaktionen unterschieden werden. Erstere treten sofort ohne Beteiligung des Immunsystems auf, zweitere sind deutlich seltener und entstehen erst bei Zweitexposition durch Antikörperbildung.

Je nach chemischer Beschaffenheit lagern sich Wirkstoffe mehr oder weniger stark in die Hautschichten ein und absorbieren die dort auftreffende UV-Strahlung. Entstehen dabei Radikale, können diese äußerst reaktiven Stoffe Zellmembranen und andere Zellbestandteile wie DNA oder Proteine zerstören und Sonnenbrand-ähnliche Hautveränderungen verursachen.

Nicht jeder leidet gleich stark unter der Nebenwirkung

Art und Stärke der Symptome können variieren, je nachdem, in welcher Hautschicht sich die Wirkstoffe anreichern. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob das Arzneimittel äußerlich aufgetragen wurde oder durch systemische Gabe in die Blutbahn und von dort in die Haut gelangt ist. Auch von Patient zu Patient unterscheidet sich die Stärke der Hautveränderungen. Dafür gibt es eine Reihe verschiedener Gründe:

  • Hauttyp, bzw. Bräunungsgrad der Haut
  • Hautdicke, Stärke der Behaarung
  • Temperatur und Feuchtigkeit der Umgebung
  • Funktionsfähigkeit von Leber, Nieren und Darm

Diese Wirkstoffe sind photosensibilisierend

Photosensibilisierende Wirkstoffe finden sich in vielen Indikationsbereichen. Einige gängige Wirkstoffbeispiele sind:

  • Hydrochlorothiazid, Furosemid
  • Nifedipin, Captopril
  • Doxycyclin, Ciprofloxacin
  • Amitriptylin, Trimipramin
  • Naproxen, Diclofenac

Die lichtsensibilisierende Wirkung des im Johanniskraut enthaltenen Hypericins wird häufig überschätzt. Bei therapeutischer Dosierung der üblichen Präparate werden keine ausreichend hohen Konzentrationen erreicht, um Hautschäden zu begünstigen.

Da photosensibilisierende Wirkstoffe nur im Zusammenhang mit UV-Strahlung zu Hautveränderungen führen, kann es vorkommen, dass Wirkstoffe im Winter gut vertragen werden, im Frühjahr und vor allem im Sommer dann aber Probleme verursachen. Wichtig ist zu wissen, dass es vor allem die UV-A-Strahlung ist, die zum Zerfall der Wirkstoffe führt. UV-A-Strahlung ist in der Lage, auch dünnere Kleidung und Glasscheiben zu durchdringen. Hautschäden können deshalb sogar beim Autofahren entstehen.

Medikamente keinesfalls eigenmächtig absetzen!

Besteht der Verdacht auf eine durch Photosensibilisierung entstandene Hautveränderung, sollte das Medikament keinesfalls selbst abgesetzt, sondern mit dem behandelnden Arzt eine Lösung gefunden werden.

Nicht immer muss die Therapie auf ein anderes Medikament umgestellt werden. Manchmal reicht es aus, auf einen verstärkten UV-Schutz zu achten und die stärkste Sonnenstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr zu meiden. Handelt es sich um eine längerfristige Medikation, können spezielle UV-Schutzfolien die Einstrahlung durch Fensterscheiben im Auto und im Haus verringern. Eventuell kann auch eine abendliche Einnahme des Medikaments die Symptomatik abmildern.



Annette Thomas, Apothekerin, Dozentin, DAZ.online-Autorin
redaktion@daz.online


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