Arzneimittel und Therapie

Exzessive Sonnenexposition fördert das Basalzellkarzinom

"Jedes Zeitalter macht sich seine Krankheiten". Dieses Zitat von Egon Fridell sieht Prof. Dr. Thomas Ruzicka durch das gehäufte Auftreten von Hauttumoren bestätigt, wie er auf dem Pharmacon in Meran ausführte. Umweltnoxen, Freizeitverhalten und eine längere Lebenserwartung haben in den vergangenen Jahren zu einem massiven Anstieg an Basalzellkarzinomen geführt, die zu den häufigsten Tumorerkrankungen zählen.
Basalzellkarzinom Intensive Sonnenexposition oder Exposition gegenüber künstlicher UV-Strahlung, insbesondere in der Kindheit, begünstigen die Entstehung der Erkrankung. Die Häufigkeit ist in den letzten drei Jahrzehnten deutlich angestiegen.

Die Inzidenz eines Basalzellkarzinoms unterliegt großen geographischen Schwankungen. Sie beträgt für die weiße Bevölkerung der USA 407/100.000 pro Jahr, was für 2005 rund eine Million Erkrankungen bedeutet. In Australien geht man von regionalen jährlichen Inzidenzen bis zu 2% aus. Weltweit steigt die Häufigkeit der Erkrankung, die 80% aller Nicht-Melanom-Hauttumoren ausmacht. Basalzellkarzinome können als umweltbedingte Krankheiten betrachtet werden, da sie vor allem durch äußere Noxen verursacht werden. Der wichtigste Risikofaktor ist die UV-Strahlung des Sonnenlichts, die akute und chronische Hautschäden erzeugt. Die Schäden treten an lichtexponierten Arealen auf, kumulieren und können präkanzerogen wirken. Die im Anfangstadium verstärkte Verhornung ist häufig besser zu fühlen als zu sehen (raue Hautfläche). Das typische Basalzellkarzinom ist glasig, wachsartig und weist erweiterte Gefäße und eine zentrale Einsenkung auf. Es tritt vorwiegend auf dem Kopf, am Hals, in Augennähe und an der Nase auf, kann sich allerdings auch am Rumpf entwickeln und wird dort häufig als Unterschenkelgeschwür missdeutet. Basalzellkarzinome sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, da sie keine Metastasen bilden. Unbehandelt kann der Tumor allerdings destruierend wachsen und Knorpel und Haut zerstören. Bei der Pathogenese spielen UV-bedingte Mutationen, unzureichende DNA-Reparaturmechanismen, Immunsuppression, der Hauttyp und die genetische Prädisposition eine Rolle.

Heller Hautkrebs

Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome sind die wichtigsten Vertreter des weißen Hautkrebses und gehören zu den häufigsten malignen Erkrankungen des Menschen. Plattenepithelkarzinome entstehen hauptsächlich aus Präkanzerosen und präinvasiven malignen Vorstufen wie der aktinischen Keratose. Basalzellkarzinome entwickeln sich weitgehend ohne Vorstufe. Sie wachsen fast immer nur lokal destruierend, hingegen kann es beim fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom zur Metastasierung kommen. Beide Karzinomarten sind Krebserkrankungen des älteren Menschen; das Basalzellkarzinom tritt vorwiegend ab dem 60., das Plattenepithelkarzinom ab dem 70. Lebensjahr auf.

Effektive photodynamische Therapie

Die Therapie richtet sich nach Lage und Größe des Tumors und umfasst die chirurgische Entfernung, Vereisung mit flüssigem Stickstoff, photodynamische Therapien und die Anwendung topischer Immunmodulatoren. Externa mit Diclofenac (Solaraze® ; enthält zusätzlich Hyaluronsäure) führen zu einer Irritation der Haut und anschließend zu einer Abheilung. Der Immunmodulator Imiquimod (Aldara®) induziert eine zelluläre Immunantwort, aktiviert Langerhanszellen und führt zur Apoptose der betroffenen Zellen. Die Erfolgsrate liegt bei etwa 80%. Die mit Abstand effektivste topische Behandlung ist die photodynamische Therapie mit einem Photosensitizer wie Aminolävulinsäure (ALA) oder Methyl-Amino-Oxo-Pentanoat. Sie beruht auf einer selektiven Zerstörung von Tumorzellen in Anwesenheit photosensibilisierender Substanzen und Licht. Aufgrund eines erhöhten Metabolismus akkumulieren Tumorzellen vermehrt den körpereigenen Photosensibilisator Protoporphyrin. Bei Bestrahlung mit hochenergetischem Licht entstehen reaktive Sauerstoffspezies, die den Untergang von Tumorzellen einleiten. Als Nebeneffekt erscheint das Hautbild verjüngt.

Risikofaktoren

  • Hauttyp I oder II
  • ionisierende Strahlung
  • Verbrennungen
  • Arsen, Teer, Rauchen
  • Immunsuppression (nach einer Herztransplantation 100-fach erhöhtes Risiko)
  • Alter > 60 Jahre
  • früheres Basalzellkarzinom (10-fach erhöhtes Risiko)
  • Genmutationen
  • UV-Strahlung (wichtigste Noxe)

Besser als Behandlung ist die Prävention!

Die beste Prävention ist das Meiden von UV-Strahlung (vor allem in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr), das Tragen entsprechender Kleidung, das Meiden von Sonnenstudios (die Hautschäden treten 20 Jahre später auf) und die Applikation von Sonnenschutzmitteln mit UV-A- und UV-BFilter. Relativ neu ist die PostExpositions-Prophylaxe mit bestimmten topischen Produkten, die Reparatursubstanzen wie das Algenenzym Photolyase enthalten. Dieses ist in Liposomen verpackt und wird durch Licht aktiviert. Es unterstützt die körpereigenen Regenerationsmechanismen in den Zellen und kann UV-bedingte DNA-Schäden teilweise beheben. Ob sich dieses biochemisch sinnvolle Prinzip in der Praxis bewährt, muss sich erst zeigen. In den USA ist bereits ein nutritiver UV-Schutz (enthält unter anderem Lykopen, Polyphenole) im Handel, mit dem allerdings nur eine geringe Wirkung erzielt werden kann.

 

Quelle

Prof. Dr. Thomas Ruzicka, München: Präkanzerosen und Hautkrebs: Ursachen, Prävention, Diagnose und Therapie, Pharmacon Meran, 9. Juni 2009.

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

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