Klagen gegen CVS, Walgreens, Rite Aid

Heftige Vorwürfe gegen US-Apothekenketten in der Opioidkrise

Remagen - 08.06.2020, 12:15 Uhr

In den USA laufen derzeit mehrere Klagen gegen Apothekenketten wie etwa Walgreens. Unter anderem wird den Konzernen vorgeworfen, dass sie die Nachfrage nach Opioiden bewusst geschürt hätten. (x / Foto: imago images / ZUMA)

In den USA laufen derzeit mehrere Klagen gegen Apothekenketten wie etwa Walgreens. Unter anderem wird den Konzernen vorgeworfen, dass sie die Nachfrage nach Opioiden bewusst geschürt hätten. (x / Foto: imago images / ZUMA)


Nachfrage nach Opioiden bewusst geschürt?

Das zweite aktuelle Verfahren mit der am 27. Mai eingereichten 209-seitigen Klageschrift ist deutlich breiter angelegt. Hier attackieren die Counties Lake und Trumbull in Ohio die Ketten CVS Health, Walgreens, Walmart und Rite Aid Giant Eagle an zwei Fronten: zum einen wegen Belieferung ihrer eigenen Apotheken mit Opioiden und zum anderen, weil sie die Nachfrage nach Opioiden bei den Patienten bewusst geschürt haben sollen. Der Prozess ist für den kommenden Mai geplant.

In der Klage, die zwei Counties in Ohio beim Bundesgericht in Cleveland eingereicht haben, wird den Einzelhandelsketten vorgeworfen, in winzigen Gemeinden Millionen von Opioid-Pillen verkauft zu haben. Weiterhin sollen sie Apotheken mit hohem Volumen Boni angeboten und sogar direkt mit Arzneimittelherstellern zusammengearbeitet haben, um Opioide als sicher und wirksam hinzustellen.

Nach den mit der Klageschrift vorgelegten Daten des Bundes betrieben die Ketten von 2006 bis 2014 in Lake County, das 220.000 Einwohner hat, 31 Apotheken und verkauften dort fast 64 Millionen Dosen Oxycodon und Hydrocodon, oder umgerechnet 290 Pillen für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. In Trumbull County waren die Zahlen im selben Zeitraum sogar noch extremer. Insgesamt 28 Apotheken verkauften dort fast 68 Millionen Dosen an eine Bevölkerung von 209.837 Menschen, oder 324 Pillen für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind.

Fehlanreize für Apotheken und Kungeleien mit Pharma-Herstellern

Nach dem Dokument soll es außerdem Beweise für folgende Vergehen geben:

  • CVS soll mit Purdue Pharma, dem Hersteller von OxyContin, zusammengearbeitet haben, um seinen Apothekern Werbeseminare zum Schmerzmanagement anzubieten, damit sie Patienten und Ärzte über die Unbedenklichkeit des Medikaments in Sicherheit wiegen.
  • Außerdem wird CVS beschuldigt, zusammen mit Endo Pharmaceuticals Briefe an Patienten geschrieben zu haben, in denen sie ermutigt wurden, die Verschreibungen von Opana aufrechtzuerhalten, einem potenten Opioid, dessen Missbrauchspotential so evident sein soll, dass die Food and Drug Administration 2017 anordnete, es vom Markt zu nehmen.
  • Rite Aid soll von 2006 bis 2014 in Painesville, Ohio, einer Stadt mit 19.524 Einwohnern, mehr als 4,2 Millionen Dosen Oxycodon und Hydrocodon unter die Leute gebracht haben. Für Geschäfte mit der höchsten Produktivität soll es Boni gegeben haben.
  • Ein Vertrag von Walgreens mit dem Großhändler AmerisourceBergen soll vorgesehen haben, dass Walgreens seine eigenen Bestellungen selbst überwachen durfte, ohne Aufsicht durch den Großhändler. Ähnliche Bedingungen soll CVS mit seinem Distributor Cardinal Health getroffen haben.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Apotheken-Ketten in den USA

von Roland Mückschel am 08.06.2020 um 14:22 Uhr

Diese Ketten brauchen wir auch hier in diesem unseren Lande
um mit Verhandlungsmacht die besten Konditionen zum
Wohle unserer Patienten herauszuholen.
Darum die Kette!

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