Schwierige Beschaffung

Diphtherie-Antitoxin – immer noch ein ungelöstes Problem

Stuttgart - 14.02.2020, 15:10 Uhr

Das Bakterium Corynebacterium diphtheriae – nach den Entdeckern auch Klebs-Loeffler-Bazillus genannt – löst die Diphtherie aus. (s / Foto: Sagittaria / stock.adobe.com)

Das Bakterium Corynebacterium diphtheriae – nach den Entdeckern auch Klebs-Loeffler-Bazillus genannt – löst die Diphtherie aus. (s / Foto: Sagittaria / stock.adobe.com)


In Deutschland kein verkehrsfähiges Antitoxin verfügbar

Alle in Deutschland eingelagerten Chargen sind daher entweder abgelaufen oder, die aus Russland stammenden, zu niedrig dosiert und somit nicht verkehrsfähig. Die Entscheidung und die Verantwortung über Abgabe und Verabreichung obliegt den Ärzten und Apothekern. Als Apotheker hat man im Endeffekt zwei Möglichkeiten: ein nicht verkehrsfähiges Arzneimittel abzugeben oder den Versorgungsauftrag nicht zu erfüllen. Das BMG habe eine rechtliche Hilfestellung zu der Frage, welches Mittel eingesetzt werden darf, bislang abgeblockt und den Fall weggeschoben, so das Ärzteblatt.

Auch die Apothekerschaft hat das Thema schon eine Weile auf dem Schirm. 2018 wurde beim Deutschen Apothekertag ein Antrag verabschiedet, in dem gefordert wird, dass im Fall von Lieferengpässen bei der Bestückung der Notfalldepots, die durch den Import von Arzneimitteln, die nicht den Vorgaben des Arzneimittelgesetzes entsprechen, kompensiert werden sollen, entsprechende Chargenfreigaben durch das PEI vernanlasst werden oder offizielle Empfehlungen des BMG erfolgen sollen, damit die Verantwortung nicht die Heilberufler alleine tragen. Ein weiterer Antrag befasste sich damit, dass entsprechende Wirkstoffe in der EU hergestellt werden. Auch soll die ABDA das Ministerium bereits mehrfach gebeten haben, zu klären, wie man die Versorgungssicherheit in Notfällen bei Diphtherie aufrechterhalten soll.

Mehr zum Thema

Die Notfalldepots der Apothekerkammern

„Kurzfristig beschaffbar“

Neue Testmethode, neuen Chargen aus russischer Produktion nicht mehr unterdosiert 

Seit einiger Zeit gibt es auf europäischer Ebene ein Programm (Joint-Procurement-Programm), dem Deutschland 2016 beigetreten ist. Es hat das Ziel, den Bedarf der Länder in Europa an Diphtherie- und Botulismus-Antitoxin, das ein weiteres Sorgenkind darstellt, zu bündeln und zu versuchen, einen Hersteller zu finden, der die die Antidota zu produziert. Die ABDA rechnet laut Ärzteblatt in diesem Jahr mit Ergebnissen.

Ein ausreichender Impfschutz ist somit aktuell wichtiger denn je. Immerhin hat das Ärzteblatt eine kleine positive Nachricht zu vermelden. Demnach soll das PEI die Testmethode für das Diphtherie-Antitoxin verändert haben. Das habe dazu geführt, dass neue Chargen aus russischer Produktion nicht mehr unterdosiert seien, heißt es. Damit könne in Zukunft wieder ein legales, verkehrsfähiges Arzneimittel zur Verfügung stehen – allerdings nur, solange die russische Produktion – wie zuletzt die kroatische – nicht eingestellt werde.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Welche Arzneimittel vorrätig gehalten werden müssen

Schnelle Hilfe im Notfall

Die Notfalldepots der Apothekerkammern

„Kurzfristig beschaffbar“

Iatrogener Botulismus nach Einsatz zur Gewichtsreduktion

„Magen-Botox“ sorgt für Vergiftungsfälle

Die hochansteckende Diphtherie nicht vergessen

Dem „Würgeengel“ die Macht nehmen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.