Interview zum FilialForum in Essen

„Häufig weiß der Inhaber nicht, was er nicht weiß“

Stuttgart - 29.10.2019, 14:00 Uhr

Hauptapotheke und Filialen sind räumlich getrennt, das kann zu Informationsdefiziten zwischen Inhaber und Filialleiter führen. ( r / Foto: aleksmark2016/stock.adobe.com)

Hauptapotheke und Filialen sind räumlich getrennt, das kann zu Informationsdefiziten zwischen Inhaber und Filialleiter führen. ( r / Foto: aleksmark2016/stock.adobe.com)


Am 9. November findet in Essen das erste FilialForum statt. Ziel der akkreditierten Fortbildungsveranstaltung ist es, Inhaber und Filialleiter zum gemeinsamen Denken und Handeln zu ermutigen. „Eins & Drei“, das Filialapothekenmagazin, hat mit dem Initiator Dr. Christian Knobloch darüber gesprochen, wo es denn in der Arbeitsbeziehung zwischen Inhaber und Filialleiter oft hakt.

Eins & Drei : Herr Dr. Knobloch, Sie haben im Rahmen Ihrer Promotion die Arbeitsbeziehungen in Einzel- und Filialapotheken untersucht. Sind Sie dabei zu überraschenden Erkenntnissen gekommen?

Antwort: Aus einer ökonomischen Perspektive hat uns unter anderem überrascht, wie wenig verbreitet Zielvereinbarungen zwischen Apothekeninhaber und Filialleiter sind. Und fast noch erstaunlicher war der Umstand, dass sich einige Inhaber und ihre Filialleiter uneinig waren, ob überhaupt eine Zielvereinbarung existiert bzw. in welcher Form. Auch verfügt der Filialleiter in einigen Bereichen – erwartungsgemäß – über einen Informationsvorsprung, allerdings weiß der Inhaber häufig nicht, welche Bereiche das sind. Oder anders formuliert: Häufig weiß der Inhaber nicht, was er nicht weiß.

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Eins & Drei : Das ist in der Tat erstaunlich. Woran liegt es, dass die Einschätzungen von Inhabern und Filialleitern teilweise so unterschiedlich sind?

Knobloch: Zum einen ist hier natürlich die räumliche Trennung zwischen Haupt- und Filialapotheke zu nennen. Dadurch kommt es in einigen Bereichen zu einem Informationsvorsprung des Filialleiters im Hinblick auf die Filialapotheke. Das wäre an sich unproblematisch, wenn beide Seiten in einem regen Informationsaustausch stehen würden. Dass dies leider häufig nicht der Fall ist, haben sowohl die Untersuchungsergebnisse gezeigt als auch die Wortmeldungen auf Veranstaltungen, in deren Rahmen die Untersuchungsergebnisse vorgestellt wurden. Von Seiten der Filialleiter kam hier unter anderem die Rückmeldung, dass von einer funktionierenden Arbeitsbeziehung zwischen Inhaber und Filialleiter nicht die Rede sein kann. Das hat uns schon erschreckt, wenn man das so sagen kann.

Das FilialForum findet am Samstag, dem 9. November 2019, von 15 bis 19 Uhr in der Noweda- Niederlassung in Essen statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 25,- Euro pro Teilnehmer. Das FilialForum ist bei der Apothekerkammer Nordrhein mit 4 Fortbildungspunkten akkreditiert. Zur Anmeldung schicken Sie bitte eine E-Mail an mschiffter@dav-medien.de.

Wie kann man Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen?

Eins & Drei : Wie kann man Ihrer Meinung nach diese Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen?

Knobloch: Der Schlüssel liegt in der Kommunikation. Sowohl Inhaber als auch Filialleiter sollten sich die Zeit nehmen, um sich regelmäßig auszutauschen. Dazu gehört auch, den Wissensvorsprung des anderen in manchen Bereichen zu kennen, zu akzeptieren und so davon zu profitieren. Denn schlussendlich sollte es das Ziel in jedem Unternehmen sein, ein Umfeld zu schaffen, in dem die darin Tätigen ihre Fähigkeiten bestmöglich einsetzen können. Die Untersuchungsergebnisse zeigen auch, dass die Gewährung von Vertrauen, Autonomie sowie die Einbindung in Entscheidungsprozesse maßgeblich zur Motivation von Filialleitern beitragen können.

Eins & Drei : Am 9. November findet in Essen das erste FilialForum statt, das sich thematisch ebenfalls den Arbeitsbeziehungen zwischen Inhabern und Filialleitern widmet. Was erwartet die Teilnehmer?

Knobloch: Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr und dauert circa vier Stunden. Zu Beginn erläutere ich vor dem Hintergrund der Untersuchungsergebnisse, wie die Zusammenarbeit zwischen Inhaber und Filialleiter derzeit gestaltet wird und zeige, wie die Potenziale dieser Arbeitsbeziehung bestmöglich genutzt werden können. Rückmeldungen aus dem Publikum sind während der gesamten Veranstaltung natürlich sehr erwünscht. Im Anschluss gibt es eine „Gedanken-Pause“ am Buffet, in der die Teilnehmer das zuvor Gehörte besprechen und sich vernetzen können. Besonders freuen wir uns auf die Podiumsdiskussion, in der – moderiert von Prof. Dr. Hendrik Schröder – Inhaber und Filialleiter über die Arbeitsbeziehungen in Filialapotheken diskutieren und innovative Konzepte für die Apothekenleitung thematisieren. Zu guter Letzt wird Anja Keck als Filialleiterin und Master-Coach den Austausch im Plenum in den Fokus rücken, damit die Teilnehmer gegenseitig von ihren Erfahrungen profitieren und praktische Umsetzungsmöglichkeiten für die eigene Apotheke mitnehmen können.  Wir sind überzeugt, dass wir den teilnehmenden Inhabern und Filialleitern mit diesem Programm   einen sehr spannenden Nachmittag bieten werden, durch den sie wertvolle Impulse für die tägliche Zusammenarbeit in der (Filial-)Apotheke erhalten.

Eins & Drei : Vielen Dank für das Gespräch!



Martina Schiffter-Weinle, Apothekerin
redaktion@daz.online


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