Fröndenberg / Ruhr

Fünf Jahre Medikamentenhilfe: Bedarf weiter steigend

Berlin - 08.07.2019, 17:50 Uhr

Dr. Anke Lochmann von der Markt-Apotheke in Fröndenberg unterstützt
gemeinsam mit den anderen örtlichen Apotheken die Initiative „Unterstützung bei
der Gesundheitsfürsorge – Fröndenberger für Fröndenberger“. (m / Foto: Markt-Apotheke Fröndenberg)                                                                                         

Dr. Anke Lochmann von der Markt-Apotheke in Fröndenberg unterstützt gemeinsam mit den anderen örtlichen Apotheken die Initiative „Unterstützung bei der Gesundheitsfürsorge – Fröndenberger für Fröndenberger“. (m / Foto: Markt-Apotheke Fröndenberg)                                                                                         


Dülmener Projekt als Vorbild

Die erste Medikamententafel Deutschlands entstand im Jahre 2007 in Stuttgart. Im westfälischen Dülmen ging die Medikamentenhilfe im Jahre 2010 an den Start. Dülmen sei dann auch das Vorbild für die Fröndenberger Initiative gewesen, erläutert Lochmann. Auf deren Erfahrungen hätten die Fröndenberger zurückgreifen können, wenn auch nicht alles aus deren Initiative übernommen werden konnte. In Dülmen bekämen die Menschen zum Beispiel bei der Tafel einen Stempel auf ihr grünes Rezept und könnten damit in die Apotheken gehen. Dieses Verfahren sei in Dülmen als Bedürftigkeitsnachweis eingeführt und funktioniere auch gut, da die dortige Tafel wesentlich erweiterte Öffnungszeiten habe als die Fröndenberger, die nur einmal in der Woche geöffnet sei.  

„Deshalb haben wir uns hier mit der Stadt und unter den Apothekern geeinigt, dass als Nachweis für die Bedürftigkeit ein gültiger Tafelausweis gilt“, so Lochmann. Die Bedürftigkeit sei auf diese Weise schon geprüft. Da jedoch im Falle von Familien nur ein Erwachsener, sozusagen als Familienoberhaupt, im Ausweis eingetragen sei und nicht alle Mitglieder der Familie, führe die Stadt durch die zuständige Koordinatorin des Projektes, die Gleichstellungs-, Familien- und Seniorenbeauftragte Birgit Mescher, eine Liste aller berechtigten Personen. Regelmäßig werde diese Liste aktualisiert. Überhaupt sei die Beteiligung der Kommune an der Organisation und Abrechnung der eingereichten grünen Rezepte etwas Besonderes, so Lochmann – und bedankt sich gleichzeitig für diese Unterstützung.

Informationen über Projekt wichtig

Die Fröndenberger Ärzte seien selbstverständlich mit an Bord. „Es wurden alle Ärzte angeschrieben, dass sie auch wissen, warum die Personen ein grünes Rezept benötigen.“ Mit Flyern und Info-Plakaten sei in den Praxen geworben worden. Insbesondere seien die Informationen für die potentiell betroffenen Patienten wichtig. Deshalb sei ein besonderes Augenmerk auch auf die Ausgebenden der Tafel gelegt worden: „Die Ausgebenden wurden entsprechend nochmal darauf hingewiesen, damit sie die Leute ansprechen“, erläutert Lochmann.

Medikamententafel: Bedarf weiter steigend

Mit dem GKV-Modernisierungsgesetz aus dem Jahre 2004 wurden zahlreiche Änderungen in der Versorgung gesetzlich Versicherter mit Arzneimitteln eingeführt. Unter anderem wurden nicht verschreibungspflichtige Medikamente bis auf wenige ausgenommene Voraussetzungen aus dem Leistungskatalog der Kassen gestrichen. Eine der Ausnahmen stellen Kinder bis zwölf Jahren dar, ihnen können die entsprechenden Arzneimittel weiterhin zu Lasten der GKV verordnet werden. Die Folgen waren insbesondere für ärmere Menschen problematisch. Auch Apothekerin Anke Lochmann beschreibt die Lage als schwierig: „Es gibt die Problematik, dass Personen, die nur ein geringes Einkommen haben, am Ende des Monats vielleicht nicht mehr genügend Geld haben, um ihre eigentlich benötigten Medikamente zu finanzieren.“ 

Der Bedarf sei durch alle Altersschichten festzustellen, erläutert die Apothekerin. Er sei nachweislich vorhanden: „Die Tendenz ist weiter steigend. Es wird rege genutzt. Das sehen wir dann auch an den Zahlen.“ So habe es im Jahre 2018 durchschnittlich 170 Tafelkunden gegeben, im Gegensatz dazu seien es im Jahr 2014 (zweites Halbjahr) durchschnittlich 125 Personen gewesen. Auch die Anzahl der Medikamente, die über die Initiative teilfinanziert worden seien, sei deutlich gestiegen. So seien es 2014 noch 44 gewesen und im Jahre 2017 bereits 112 OTC-Präparate. „Die Personen, die es nutzen, sind sehr dankbar, weil es sie entsprechend unterstützt. Deshalb finde ich das Projekt schön, weil es Fröndenberger für Fröndenberger ist und man sich wirklich untereinander hilft in Fröndenberg“, resümiert Lochmann.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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