Pharmacon Meran 2019

Finger weg von Progesteroncremes!

Meran - 03.06.2019, 09:00 Uhr

„Transdermales Progesteron wirkt nicht zuverlässig als Endometriumschutz", mahnt Professor Kai Bühling beim Pharmacon in Meran. (Foto: DAZ/ck)

„Transdermales Progesteron wirkt nicht zuverlässig als Endometriumschutz", mahnt Professor Kai Bühling beim Pharmacon in Meran. (Foto: DAZ/ck)


Macht eine HRT Gewichtszunahme?

„Bösewicht" beim Brustkrebsrisiko unter Hormonersatz ist nicht das Estrogen. Die Erkenntnis brachte ebenfalls die WHI-Studie, denn ein extra Arm untersuchte hysterektomierte Frauen (ohne Uterus), die eine Monotherapie mit konjugierten Estrogenen erhielten – und diese hatten ein geringeres Risiko für Mammakarzinome. „Das Gestagen ist ursächlich für den Anstieg des Brustkrebsrisikos!“, erinnert der Gynäkologe.

Was hält der Gynäkologe von Progesteron in der transdermalen Therapie – als „Progesteroncreme“? Bühlings Antwort ist klar: „Machen Sie es nicht!“ Progesteron werde „nur sehr unzureichend aufgenommen“, es fehlten Studien, die einen positiven Effekt belegten.

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Progesteron ist essenzieller Bestandteil einer HRT für Frauen, die noch ihren Uterus haben. Das Gestagen schützt vor Endometriumkarzinom, indem es der proliferierenden Wirkung der Estrogene auf die Gebärmutterschleimhaut entgegenwirkt. „Transdermales Progesteron wirkt nicht zuverlässig als Endometriumschutz", mahnt Bühling. Auch von der missbräuchlich als „bioidentische Hormontherapie" beworbenen „Rimkus-Kapsel", rät er ab. Dieser fehle jegliche wissenschaftliche Evidenz. Und weiter: „Bioidentische Therapie machen Sie mit Progesteronpräparaten (beispielsweise Utrogest) automatisch."

Einen Tipp hat der Gynäkologe noch zu Progesteron parat: „Progesteron oral eingenommen macht müde, da es in der Leber zu einem Prenolon-Derivat abgebaut wird. Frauen die dies umgehen möchten, empfiehlt er die vaginale Anwendung. Diese sei zwar in der HRT nicht zugelassen – nur im Rahmen der Reproduktionsmedizin – doch umgehe die vaginale Anwendung diesen Stoffwechselweg.

Dick wird man vom Essen!

Manche Patientinnen treibt wohl auch die Sorge einer Gewichtszunahme durch eine Hormonersatztherapie um. Diese Erfahrung macht Bühling in seiner Praxis. Hier kann der Gynäkologe jedoch Gutes vermelden und Entwarnung geben: „Eine Hormonersatztherapie verringert sogat den Bauchumfang", so Bühling. Wird man also dick davon? „Nein, dick wird man vom Essen".



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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