Arzneimittel und Therapie

Hormonersatztherapie: Effektive Besserung klimakterischer Symptome

Seit 1. September 2004 steht ein neues niedrig dosiertes kontinuierlich kombiniertes Präparat zur Hormonersatztherapie (HRT) zur Verfügung. Angeliq® enthält 1 mg 17b-Estradiol und 2 mg Drospirenon und ist zugelassen zur Hormonsubstitutionstherapie bei Estrogenmangelsymptomen bei postmenopausalen Frauen, deren Menopause mehr als ein Jahr zurückliegt, wie Schering mitteilte.

Neben der Hauptindikation, der Behandlung klimakterischer Beschwerden wie z. B. Hitzewallungen, ist Angeliq® auch zur Prävention der postmenopausalen Osteoporose bei Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko indiziert, wenn andere Medikamente nicht vertragen wurden oder kontraindiziert sind. Angeliq® enthält 1 mg 17β-Estradiol und 2 mg Drospirenon, ein 17α-Spirolacton-Derivat, das über gestagene, antiandrogene und rezeptorvermittelte Aldosteron-antagonistische Eigenschaften verfügt.

Zuverlässige Besserung klimakterischer Symptome

Bereits in der zweiten Einnahmewoche wurde in Studien eine deutliche Linderung der Hitzewallungen beschrieben, und nach fünf Behandlungswochen waren diese Beschwerden fast vollständig verschwunden. Auch weitere menopausale Symptome werden positiv beeinflusst. So besserten sich innerhalb von vier Monaten nach Beginn der Therapie Schlafstörungen um 76%, Schweißausbrüche um 63% und Beschwerden wie Nervosität, Antriebslosigkeit und Scheidentrockenheit nahmen ebenfalls ab. Hinsichtlich der Lebensqualität, die anhand des Fragebogens Women's Health Questionnaire (WHQ) ermittelt wurde, war das Kombinationspräparat einer alleinigen Estradiolgabe eindeutig überlegen.

Sicherer Endometriumschutz

Angeliq® enthält synthetisches 17β-Estradiol, das chemisch und biologisch identisch mit endogenem humanem Estradiol ist. Es substituiert die bei menopausalen Frauen nachlassende Estrogenproduktion und lindert Wechseljahresbeschwerden. Estrogene beugen dem Verlust von Knochenmasse nach der Menopause oder einer Ovarektomie vor.

Drospirenon ist ein synthetisches Gestagen. Da Estrogene das Wachstum des Endometriums fördern, erhöht die alleinige Estrogengabe das Risiko für eine Endometriumhyperplasie bzw. Karzinomentstehung. Die zusätzliche Gabe eines Gestagens reduziert das Estrogen-induzierte Risiko einer Endometriumhyperplasie bei nicht hysterektomierten Frauen, eliminiert dieses jedoch nicht. Anhand von Endometriumbiopsien, die vor und nach zweijähriger Behandlung entnommen wurden, konnte der Endometriumschutz durch das enthaltene Gestagen Drospirenon belegt werden.

Es gab keinen Fall einer Endometriumhyperplasie oder eines Endometriumkarzinoms. Bei 85% bis 92% der Frauen kam es zu einer Endometriumatrophie. Da Angeliq® ein kontinuierlich kombiniertes HRT-Präparat ist, treten keine Entzugsblutungen wie bei zyklischer Hormonersatztherapie auf. Zu Beginn der Behandlung sind Durchbruchs- und Schmierblutungen möglich, diese sistieren aber in 75% der Fälle nach drei Behandlungsmonaten. Nach 12 Zyklen sind 90% der Patientinnen blutungsfrei.

Keine Gewichtszunahme unter Drospirenon

Das pharmakologische Profil von Drospirenon ist dem des körpereigenen Progesteron sehr ähnlich. Der besondere Effekt von Drospirenon beruht auf seiner ausgeprägten rezeptorvermittelten Aldosteron-antagonistischen Wirkung. Außerdem verfügt es aufgrund seiner progestagenen Aktivität über eine ausgeprägte antiproliferative Wirksamkeit im Bereich des Endometriums. Im natürlichen Menstruationszyklus wirkt der natriuretische Effekt des Progesterons, d. h. die Aldosteron-Antagonisierung, einer estrogenbedingten Natriumretention entgegen.

Eine Hauptfunktion des Aldosteron-antagonistischen Wirkmechanismus ist die Natrium- und Wasserretention durch vermehrte renale Natrium-Rückresorption. Drospirenon ist ein Spirolacton-Derivat und ähnelt strukturell dem Spironolacton und Canrenon. Die beiden Aldosteron-Antagonisten werden seit langem zur Behandlung von Ödemen bei Hyperaldosteronismus eingesetzt. Sie blockieren die Bindung des Mineralocorticoids Aldosteron am Rezeptor und verringern in der Folge die Natrium- und Wasserretention sowie die Kaliumausscheidung. In tierexperimentellen Untersuchungen zeigte Drospirenon keine estrogene, glucocorticoide oder antiglucocorticoide Wirkung.

Neben unerwünschten Blutungen ist einer der Hauptgründe für einen vorzeitigen Abbruch der Hormonersatztherapie die Gewichtszunahme. Angeliq® scheint aufgrund der Drospirenon-Aktivität auf die Natrium- und Wasserretention keinen gewichtserhöhenden Effekt zu haben: Im Vergleich zur alleinigen Estrogentherapie trat keine Gewichtsveränderung bzw. im Verlauf einer einjährigen Behandlung sogar eine geringe Gewichtsreduktion von durchschnittlich 1,2 kg auf.

Drospirenon zur oralen Kontrazeption

Drospirenon ist ein synthetisches Gestagen, das zusammen mit Ethinylestradiol in den zwei Kombinationspräparaten Petibelle® (Jenapharm) und Yasmin® (Schering AG) seit November 2000 zur Empfängnisverhütung eingesetzt wird. Die beiden einphasigen Kombinationspräparate enthalten 0,03 mg Ethinylestradiol und 3 mg Drospirenon pro Tablette. Die kontrazeptive Wirkung dieser Kombination beruht auf verschiedenen Faktoren, wobei die Ovulationshemmung und Endometriumveränderungen als die wichtigsten Faktoren anzusehen sind.

Nutzen und Risiken sorgfältig abwägen

Bauchschmerzen oder Blähungen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen sowie Nervosität zählen zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen, die dem Kombinationspräparat zugeordnet werden können. Eine Schmerzhaftigkeit der Brust war eine sehr häufige Nebenwirkung, die von circa jeder fünften Frau berichtet wurde. Während der Behandlung sind Durchbruchs- und Schmierblutungen sehr häufig. Die Häufigkeit von Blutungen nimmt während der ersten Behandlungsmonate ab.

Laut zahlreicher epidemiologischer Studien und einer randomisierten, plazebokontrollierten Studie, der WHI-Studie, steigt bei Frauen, die eine Hormonersatztherapie anwenden oder vor kurzem angewendet haben, das Brustkrebsrisiko insgesamt mit zunehmender Dauer der HRT an. Für eine Hormonersatztherapie mit Estrogen-Monopräparaten sind die Schätzungen für das relative Risiko aus einer Re-Analyse von Originaldaten aus 51 epidemiologischen Studien und aus der epidemiologischen Million Women Study ähnlich.

Für eine kombinierte HRT aus Estrogen plus Gestagen wurde in epidemiologischen Studien ein höheres Gesamtrisiko für Brustkrebs als mit Estrogen allein ermittelt. In der Million Women Study wurde berichtet, dass, verglichen mit Frauen, die nie eine Hormonersatztherapie erhalten hatten, die Verwendung verschiedener Arten von Estrogen-Gestagen-Kombinationen mit einem höheren Brustkrebsrisiko verbunden war als die Verwendung von Estrogen allein.

Eine Hormonersatztherapie sollte daher nur zur Behandlung solcher postmenopausaler Beschwerden begonnen werden, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Nutzen und Risiken sollten in jedem Einzelfall mindestens jährlich sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Eine Hormonersatztherapie sollte nur so lange fortgeführt werden, wie der Nutzen die Risiken überwiegt. ck

Quelle 
Presseinformation der Schering Deutschland AG, 3. August 2004. Fachinformation Angeliq® Filmtabletten, Mai 2004.

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