Apotheken Umschau fragt zu Schmerzmitteln

Deutsche sind sorgsam im Umgang mit Analgetika

Stuttgart - 15.05.2019, 16:45 Uhr

90 Prozent der Deutschen wissen, dass Analgetika die Leber schädigen können oder sich nicht alle Schmerzmittel in der Schwangerschaft eignen. (Foto: areeya_ann / stock.adobe.com)

90 Prozent der Deutschen wissen, dass Analgetika die Leber schädigen können oder sich nicht alle Schmerzmittel in der Schwangerschaft eignen. (Foto: areeya_ann / stock.adobe.com)


Frauen horten eher Schmerzmittel

In zwei Punkten gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Signifikant mehr Frauen (32,4 Prozent) als Männer (17,9 Prozent) greifen aufgrund von Kopfschmerzen mindestens einmal monatlich zu Analgetika, sowohl zu verschreibungspflichtigen als auch zu rezeptfreien. Und: „Ich habe mehrere unterschiedliche Schmerzmittel zum Einnehmen zuhause, um für verschiedene Arten von Schmerzen vorbereitet zu sein“, diese Aussage bestätigen mit 48,1 Prozent signifikant mehr Frauen als Männer (35,5 Prozent).

Leitlinie regelt Übergebrauch von Schmerzmitteln

Der Umgang mit Analgetika scheint jedoch laut Ergebnissen der Apotheken-Umschau-Umfrage sehr pflichtbewusst: Knapp 70 Prozent warten vor Einnahme möglichst lange, ob sich die Schmerzen nicht von alleine bessern, 41 Prozent sorgen sich um Abhängigkeiten und vermeiden darum die Einnahme von Analgetika. In der Tat sind Arzneimittelabhängigkeiten bei Schmerzmitteln nicht von der Hand zu weisen. Das Problem besteht, erst 2018 hatte die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DGMK) darauf reagiert und die neue S1-Leitlinie „Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln (Medication Overuse Headache = MOH)“ veröffentlicht. Die Experten definieren Grenzwerte für einen Übergebrauch der einzelnen Substanzgruppen. Ein Übergebrauch liegt laut Leitlinie dann vor, wenn Patienten Triptane, Opioide, Ergotamine und kombinierte Analgetika an mindestens zehn Tagen pro Monat einnehmen. Bei einfachen Analgetika setzen sie die Grenze bei 15 oder mehr Tagen an.

Nur ein Drittel der Befragten gab an, „Ich nehme bei Bedarf immer sofort ein Schmerzmittel ein, um die Schmerzen möglichst schnell wieder loszuwerden". 

Knapp die Hälfte differenziert nicht, welche Schmerzart sie plagt und nimmt bei Schmerzen aller Art immer das „Lieblingsschmerzmittel" ein. In einigen Fällen ist dies nicht verkehrt. Allerdings sollte Acetylsalicylsäure bei Zahnschmerzen nicht das Mittel der Wahl sein oder auch bei einer gewünschten Entzündungshemmung nicht unbedingt Paracetamol eingesetzt werden, auch wenn das vielleicht die Lieblingsanalgetika der Patienten sind.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Bei chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen medikamentöse Therapie nur unterstützend

Möglichst ohne Analgetika

Leitlinie zu chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen

Wenn Analgetika, dann nur unterstützend

Leitlinie: Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

Die Schuldigen im Blister

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.