Mobile Arztpraxis

Deutsche Bahn will mit Praxis-Bussen verdienen

Berlin - 26.04.2019, 14:10 Uhr

Die Deutsche Bahn startet eine neue Offensive mit ihrem Medibus, der in Teilen Deutschlands bereits getestet wird. (Foto: Deutsche Bahn)

Die Deutsche Bahn startet eine neue Offensive mit ihrem Medibus, der in Teilen Deutschlands bereits getestet wird. (Foto: Deutsche Bahn)


Wo kam der Medizinbus schon zum Einsatz?

Seit Juli 2018 ist ein Medibus bereits in Hessen unterwegs, mit Hausarzt und Arzthelferin an Bord. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) geht es unter der Woche in fünf Gemeinden mit Ärztemangel. Der Bus soll auch als Unterstützung dienen, wenn Praxen in der Region überlastet sind. Im Ballungsraum Berlin gab es ebenfalls schon Einsätze zu Impfzwecken. Die Uniklinik Charité steuerte von Ende 2016 an Flüchtlingsunterkünfte an, in denen sich rund 6000 Geflüchtete impfen ließen, wie der stellvertretende Ärztliche Direktor, Joachim Seybold, sagt. Von Mitte 2017 bis Ende 2018 fuhren Charité-Experten per Bus zu Schulen in Berlin und Brandenburg, um Schüler über Impfungen zu informieren und manche von ihnen zu impfen. In Sachsen soll von Anfang Mai an ein Bus für eine Impfkampagne zu beruflichen Schulzentren fahren. Die Bahn will das Konzept des medizinischen Busses weiter ausbauen und bis Anfang 2020 sieben solcher Fahrzeuge bereitstellen.

Was sagen die Ärzte?

Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) heißt es, mobile Angebote seien in Gegenden durchaus sinnvoll, in denen es sonst keine Infrastruktur mehr gebe. Dabei existieren neben der rollenden Praxis, die zu den Patienten kommt, auch schon Projekte nach umgekehrtem Prinzip: Patienten werden zu Ärzten gebracht. In Ostfriesland fährt zum Beispiel ein Shuttlebus an Wochenenden Hilfebedürftige zu einer Bereitschaftspraxis und nach der Behandlung wieder zurück, wie die KV Niedersachsen erläutert. Ein anderes Modell eines „Patientenbusses“ in Leer (Ostfriesland) wurde nach gut einem Jahr im Probelauf nicht weitergeführt. Dabei ging es aus dem Umland für 4,60 Euro zu Ärzten in die Stadt, bei längeren Wartezeiten auch per Taxi ohne Aufschlag zurück. Im Regelbetrieb ließ sich so etwas aber nicht finanzieren.

Was sagen Verbraucherschützer?

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) findet Überlegungen zum Sicherstellen einer flächendeckenden Versorgung generell hilfreich. Innovative Ansätze samt neuer telemedizinischer Möglichkeiten seien da eine Option, sofern die notwendige Expertise eingebracht und die ärztlichen Standards eingehalten würden, sagt vzbv-Experte Kai Vogel. „Rollende Arztpraxen sollten trotzdem nur eine absolute Notlösung darstellen.“ Im Fokus müsse bleiben, das Kernproblem zu lösen: die regional so unterschiedliche Verteilung der Ärzte vor Ort.



bro / dpa
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Neue Formen der Arzneimittelversorgung

Spahn: Keine Busse geplant

Lehren aus der Fernbus-Liberalisierung

Wo die Reise hingeht

ADEXA-Rechtstipp zum Wegeunfall und Wegerisiko

Winterwetter

CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn

„120 Mio. ist auch nicht nichts“

1 Kommentar

Praxisbusse

von Roland Mückschel am 26.04.2019 um 16:29 Uhr

Die Bahn will an Praxisbussen verdienen?
Kennen die ihre Gemeinwohlpflichten nicht
Ist bei den Fahrkarten doch alles schon
eingepreist.
Diese Gierschlunde.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.